Fantomzeit

Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter?

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Aktuelle Hauptbeiträge:

30. April 2013                     Kategorie(n): Inhaltsverzeichnisse, Zeitensprünge

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Zeitensprünge 2013/01

Zeitensprünge

Interdisziplinäres Bulletin
(vormalig ‚Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart’)
Jahrgang 25, Heft 1, April 2013

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3 Editorial
5 Gerhard Anwander: 11. 6. 1945 – 17. 1. 2013. Ein Nachruf
8 Dr. Detlef Suhr: 3. 11. 1962 – 28. 1. 2013. In memoriam
9 Illig, Heribert: Horken, Krohne, Krieg, NS-Zeit.
Ein Prähistoriker aus Gräfelfing
30 Otte, Andreas: Homer an der Ostsee. Felice Vincis
Buch ins Deutsche übersetzt
34 Lüling, Günter: Das verfälschte Geschichtsbild der
Alten Welt im judäischen Alten Testament
67 Illig, H.: Amtsinsignien des Pharao. Herrscher
über Beduinen und Bauern
73 Friedrich, Volker: Die fränkische Herrscherliste
Bischofs Godmar von Gerona, 939/40
95 Illig, H.: Kölner Geklüngel anno 2013
113 Wirsching, Armin: Exkurs zu Widukind von Corvey.
Awaren – Ungarn – Karl der Große
130 Heinitz, Volker: Flurname „Kuhtanz“
141 Laszlo, Renate: Simeons Geschichte der
Kirche v. Durham
170 Laszlo, R.: Ein neu entdecktes Rätsel des Exeterbuches
183 Illig, H. / Kämmerer, Jens: Mittellatein und Karls
Renaissance
190 Illig, H.: Was wissen wir vom frühen Islam?
202 Glötzner, Johannes: Abgedankt und ausgetrickst. Eine
Reminiszenz
206 Otte, A.: Neues von der bikameralen Psyche. Die
Aktivitäten der Julian Jaynes Society
211 Dumbs, Mathias: Hochdeutsch in seinen regionalen
Varianten
216 Giesinger, Norbert: Die rückgerechneten Sonnen-
finsternispaare von 418 / 447 AD und 939 / 968 AD
232 Otte, A.: Electric Universe 2013 – The Tipping Point.
Ein Konferenzbericht
242 Frank, Werner: Zwei Bücher über das Unbehagen an der
heutigen Physik. Rezensionen
246 Illig, H.: Der Fluch des 20. Jahrhunderts. Richard von
Schirach über die Atombombe. Eine Rezension
252 Neues aus allen Zeiten
259 Verlagsnachrichten

ISSN 0947-7233

fanzfan : 28. Mai : Zu: Abgedankt und ausgetrickst. Eine Reminiszenz von Johannes Glötzner. In: Zeitensprünge 1/2013, S. 202 ff. Das hat… Weiter ...

28. März 2013                     Kategorie(n): Fantomzeit

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Die Kalenderreform in Luthers Schrift „Von den Konziliis und Kirchen“

von Norbert Giesinger

Rudolf Wendorff [Wendorff] geht in seinem Buch Tag und Woche, Monat und Jahr“ auf Seite 88 auf eine Schrift von Martin Luther ein [Luther]. Diese wurde 1539, also 43 Jahre vor dem Beginn des gregorianischen Kalenders mit seinem Sprung von Donnerstag 5.10. julianisch auf Freitag 15.10. gregorianisch 1582, verfasst.

„Was fragen wir Christen danach ?“ schrieb Luther, wohl im Glauben an ein baldiges Ende der irdischen Zeit. Wendorff schrieb, dass Luther die Unvollkommenheiten des Kalenders bewußt waren:

 „der alte rock ist jmer mit blieben sampt seinem großen riß, So mag er nu fort also bleiben bis an den jüngsten tag. Es ist doch nu auff der neige. Denn hat der alte rock nu bey 1400 jaren sich lassen flicken und reißen, So mag er sich vollends auch flicken und reißen noch einhundert jar, Denn ich hoffe, es soll alles schier ein ende haben…“ [Luther]

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22. Februar 2013                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

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Trierische Spätantike

Noch unchristlich oder schon Phantomzeit? (Trier III)

von Karl-Heinz Lewin (überarbeitet aus Zeitensprünge 1/2012)

In „2.000 Jahre Trier – was blieb übrig?“ [L. 2006] zählte ich die Nennungen von Baudaten und Grabungsbefunden in der Denk­mal­topo­­graphie der Trierer Altstadt [STA]. Funde, die dem 7. bis 9. Jh. zugeschrieben wurden, sind äußerst rar.

Fortschreibung der Baudatennennungen

Ende 2010 konnte ich endlich den zweiten Band der Trierer Denk­mal­topo­graphie [STS] erwerben, der den übrigen Teil des heutigen Stadt­kreises Trier behandelt, in dem sich zwei Drittel des ehemaligen römischen Stadtgebietes befanden. Doppelnennungen ignorierte ich nur dann, wenn sie unmittelbar hintereinander standen, und urkundliche Nennungen erfasste ich genauso wie solche, die durch Münzfunde oder dendro­chronologisch datiert wurden oder bei denen die zu Grunde liegende Datierungs­methode nicht erkennbar war. Das Ergebnis beider Auswertungen ist in dem abgebil­deten Diagramm wiedergegeben.
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15. Februar 2013                     Kategorie(n): Sonstiges

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Dr. Detlef Suhr verstorben

 

Dr. Detlef Suhr

3. November 1962 – 28. Januar 2013

In memoriam

Detlef Suhr studierte nach dem Abitur in Leipzig und Erfurt Medizin. Nach Promotion und klinischer Tätigkeit eröffnete er 1995 in Gotha eine Praxis für Allgemeinmedizin, die er seit 2001 zusammen mit seiner Frau führte.

Neben der Medizin bewahrte er sich immer ein waches Interesse für Geschichte. In Verbindung beider Fächer konnte er große Krankheiten ebenso verfolgen wie die Krankheiten der Großen. Einer seiner Verlage formulierte es so: „Prominente Patienten, schicksalhafte Krankheitsverläufe und Fehldiagnosen, Infektionen, Sehfehler, Nervenleiden, Fehlbildungen – Detlef Suhr zeigt kurzweilig und amüsant jene Seiten der Mächtigen der Weltgeschichte, die uns die Geschichtsbücher oft vorenthalten und lüftet unglaubliche medizinische Geheimnisse“.

Seine einschlägigen Recherchen konnte er in fünf Büchern publizieren. Nach seinem letzten ergab sich zwanglos der Kontakt hin zu den Zeitensprüngen und zur Chronologiekritik. Ab da beschäftigten ihn auch Pläne für weitere Forschungen und zugunsten der Zeitschrift.

Warum ihn nach seinem letzten Aufsatz über den „konstruierten Tod Karls des Großen“ am 28. 01., ausgerechnet an dessen Todestag, ein Herzinfarkt hinweggerafft hat, bleibt bei einem 50-Jährigen ein unergründliches Rätsel. Er hinterlässt Frau und zwei Söhne.

 Bibliographie

2012: Einhard und der konstruierte Tod Karls des Großen; Zeitensprünge 24 (3) 634-645
2011: Die Karlsleiche Ottos III. Medizinische Wertung einer Gruselgeschichte; Zeitensprünge 23 (3) 705-714
2010: Zweifel. Gab es Karl den Großen wirklich? Jena, Neue Literatur
2007: Schicksal · Wenn Krankheiten Geschichte schreiben; Gelnhausen, Wagner
2005: Zufall oder Fluch? Der Tod des Präsidenten; Jena
2003: Visite in der Weltgeschichte · Von Alexander dem Großen bis Erich Honecker · Krankheiten, die Geschichte schrieben; Jena, Neue Literatur
2002: Krankheiten, die Geschichte schrieben · Über den medizinischen Faktor in der Welt­geschichte; Jena, Neue Literatur

 

21. Januar 2013                     Kategorie(n): Fantomzeit

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Gerhard Anwander verstorben

 

Gerhard Anwander

11. Juni 1945 – 17. Januar 2013

Ein persönlicher Nachruf von Heribert Illig

Eines Tages stand er 1997 an meiner Gartentür und erkundigte sich nach dem erfundenen Mittelalter. Wie sich schnell zeigte, war Gerhard ein eigenwilliger Denker und Grübler, der seine skeptische Grundhaltung in meinem Buch bestätigt sah. Der Kontakt zwischen uns war leicht, liegen doch Gräfelfings Ortsteil Lochham und sein damaliger Wohnort Lochhausen als Stadtteil Münchens nur ein paar Kilometer auseinander. Uns so erfuhr ich bald von ihm, dass der gebürtige Schwabe zunächst die Schulen abgelehnt und lieber eine Elektrikerlehre absolviert hatte, um dann doch seinem eigentlichen Potenzial zu entsprechen: zunächst zweiter Bildungsweg, dann Studium der Psychologie, um sich bald nach dem Diplom selbständig zu machen. Zusammen mit seiner zweiten Frau veranstaltete er Kurse, Seminare und Workshops vor allem für Kommunalbehörden. Daneben blieb Zeit für Kinder, für eine Gesangsausbildung und Tanztraining, für ökologischen Gartenbau samt Weinan- und -ausbau, ganz abgesehen von der büchersammelnden Leselust, die ihn von Arno Schmidt und Ernst Jünger zu immer neuen Ausflügen trieb.

Die Beschäftigung mit Geschichte und Kunstgeschichte rückte damals für ihn weit nach vorn. Indirekt knüpfte er an seine universitäre Arbeit an – Geschichtliches Interesse und politische Bildung Jugendlicher – und setzte dazu seine Fähigkeiten als Buchautor ein, der damals bereits einen Leitfaden für Behördenkultur geschrieben hatte, um späten Ausläufern köpenikischen Dünkels hinter Schaltern, Empfangstheken oder Tresen zu begegnen.
Vom Studium her mit statistischen Auswertungen ‘vorbelastet’, fand Gerhard sofort sein Thema: den flächenübergreifenden, quantitativen Nachweis, dass die Zeit des erfundenen Mittelalters tatsächlich frei von Artefakten ist. Gleich im ersten Heft des Jahres 1998 erschien Oberbayern als virtueller Urkundenraum. Begünstigt durch seine Veranstaltungen in ganz Bayern dehnte er seine Suche auf Regensburg aus, wo die Suche ebenso erfolglos, doch sein Bemühen umso erfolgreicher blieb [2/1999; 2/2000]. Daraufhin beschlossen wir, die Suche auf ganz Bayern auszudehnen, war es doch mit seinen 70.000 km² zu beiden Seiten des Limes ein idealer Prüfstein. Das Resultat gemeinsamer Anstrengungen konnte im Herbst 2002 auf einer Vernissage in München als opus magnum von 958 Seiten präsentiert werden: Bayern und die Phantomzeit · Archäologie widerlegt Urkunden des frühen Mittelalters, doppelter Baustein der Reihe Fiktion Dunkles Mittelalter.

Diese Zusammenstellung wurde von keinem Fachgelehrten kommentiert oder kritisiert, wie auch die Süddeutsche Zeitung nach monatelanger Bedenkzeit und sicher zahlreichen Rückfragen bei Mediävisten auf eine Rezension verzichtete und Hermann Unterstöger als eine ihrer besten Federn trotz langen Privatgesprächs lieber meine Person porträtierte; diesem Schweigen folgten alle anderen bayerischen Zeitungen. Wie schwer das massive Kaliber den Wissenschaftlern im Magen lag, ließ der Archäologe Dr. Jochen Haberstroh 2006 auf der unsäglichen Diskussionsveranstaltung in Ingolstadt erkennen, als er die beiden Bände – nach den wüsten Beschimpfungen durch Dr. Theodor Straub – als völlig veraltet und damit wertlos bezeichnete [vgl. Illig 2006], was bei Gerhard auf der Rückfahrt einige deftige Betrachtungen auslöste. Ihm kam in solchen Fällen zupass, dass er für sein psychologisches Training auch eine CD Entspannung nach Jacobson (Progressive Relaxation) besprochen hatte [2001].

Auch nach diesem Buch blieb Gerhard beim Aufdecken von Fälschungen und bei der Ausleuchtung der Hintergründe, ob mit dem Rückgriff auf Thomas Kuhns Paradigmenwechsel oder mit dem Hineinwühlen in längst verdrängte Bücher der Aufklärungszeit des 18. Jh. (Schwedische Frühgeschichte). Bei diesen Recherchen stieß er auf Konstantin Faußner, Münchner Rechtsanwalt und übers Mittelalter lehrender Rechtshistoriker, der schon 1986 auf dem Fälschungskongress in München seinen Kollegen Paroli geboten hatte, indem er entscheidende Motive für groß angelegte und weit zurückgreifende Fälschungen im 12. Jh. aufdeckte und mit Wibald von Stablo den Betreiber eines kreativen Fälscherateliers nachwies. Gerhard befreundete sich mit Faußner und lud ihn wiederholt zu Kreisgesprächen und Führungen ein, etwa auf dem Freisinger Domberg.

So erfüllte das gefälschte Mittelalter Gerhards Leben. Zusammen mit seiner nunmehrigen Frau Susanne reiste er auf den Spuren der „Karolinger“ durch Frankreich, jenes Land, das er wegen früherer Aufenthalte und der Sprache besonders liebte. Die dort unübersehbaren Ähnlichkeiten zwischen römischer und romanischer Architektur führte die beiden ‘Abenteurer’ Jahre vor Gunnar Heinsohn dazu, eine Phantomzeit von vielleicht 532 (Großer Osterzyklus) oder noch mehr Jahren ins Auge zu fassen, so auf den Jahrestreffen 2006 und 2008 in Kassel und Weimar. Sie wollten dazu aber keine definitiven Aussagen treffen. Mit dem später nachfolgenden Ansatz konnte er wenig anfangen.

Indem es Gerhard als Psychologen ergrimmte, wie uns die ach so kompetente Fachwelt in Sachen Vergangenheit belog und verdummte, spürte er aktuelle Lügen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens auf. Bald nach dem 11. September 2001 stand für ihn fest, dass hier globale Desinformation betrieben werde – ein psychologisches Phänomen, das keinen Lebensbereich auslasse, von den „Chemtrails“ am Himmel über behördliche Personenkontrollen (Stichwort: elektronische Kommunikationsmittel) bis hin zu bedrohlichen Auswüchsen unseres Gesundheitssystems.
All seine Bemühungen beendete sein plötzlicher Herztod viel zu früh. Er hinterlässt seine Frau Susanne, die als Ethologin/Kunsthistorikerin mit ihm zusammengearbeitet hat, zwei erwachsene Söhne und den Sohn von Susanne, der bei ihnen im schwäbischen Kirchheim aufgewachsen ist.

Gerhard Anwanders Veröffentlichungen

1974: Geschichtliches Interesse und politische Bildung Jugendlicher · Eine psychologisch-soziologische Untersuchung in Münchner Schulen; München (²1976 mit Timmermann, Johannes; Institut für Didaktik Human- und Sozialwissenschaftlicher Fächer, Universität München)
1984: Umgang mit dem Bürger · Bürgerfreundliche Verwaltung; München (Hg. Bayer. Verwaltungsschule, München)
1998 mit Draf, Dieter: Leitfaden für Behördenkultur: Bürgerfreundlich verwalten; Stuttgart (Hg. Bayer. Verwaltungsschule, ²2006, München)
1998–2011 Zeitensprünge-Aufsätze; Verzeichnis auf www.mantis-verlag.de im Zeitensprünge-Register
2001 (CD): Entspannung nach Jacobson; Forchheim, Silenzio Media Group (Progressive Relaxation)
2002 mit Illig, Heribert: Bayern und die Phantomzeit · Archäologie widerlegt Urkunden des frühen Mittelalters · Eine systematische Studie in zwei Teilen; Gräfelfing, Band 4 und 5 der Reihe Fiktion Dunkles Mittelalter
2009 (CD): Entspannt abnehmen; Pinzheim, Medial Music / Silenzio Music

Ergänzend

1999: Anwander, Gerhard: Bayern als karolingerfreie Zone; Vortrag am 01. 10. auf dem Zeitensprünge-Jahrestreffen in Regensburg
2006: Anwander, G. / Fuder, Susanne: Rätsel der Romanik. Vortrag am 01. 10. beim Zeitensprünge-Jahrestreffen in Kassel
2006: Illig, Heribert: Karleskes zwischen Aachen und Ingolstadt; Zeitensprünge 18 (3) 2006, 672-676
2008: Anwander, G. / Fuder, S.: Rom & Romanik. Kunstchronologische Überlegungen. Vortrag am 04. 10. beim Zeitensprünge-Jahrestreffen in Weimar

 

20. Januar 2013                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

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Einhard und der konstruierte Tod Karls des Großen

von Detlef Suhr (überarbeitet aus Zeitensprünge 3/2012)

Wie und woran starb Karl der Große? Was geschah in jenem schicksalhaften Januar anno domini 814? Scheinbar eine simple Frage, denn es herrscht allgemeiner Konsens: Die zum Tod des größten Kaisers führende Erkrankung war eine Rippenfellentzündung, eine Pleuritis.

1. Die berühmteste Pleuritis der Geschichte

Es ist beinahe unglaublich, aber dennoch wahr: Es gibt für die schicksalhafte Erkrankung, die dem Leben des ersten und größten Kaisers des europäischen Mittelalters ein Ende setzte, nur eine einzige Quelle. Diese Quelle ist Einhard, der über die letzte Erkrankung Karls des Großen in Aachen berichtet:

„Im Januar wurde er dort während seines Winteraufenthaltes von hohem Fieber befallen und musste das Bett hüten. Er beschloss zu fasten, wie er es bei Fieber immer getan hatte, denn er glaubte, durch Enthaltsamkeit die Krankheit zu vertreiben oder wenigstens zu mildern.

Zu dem Fieber stellten sich Schmerzen in der Seite ein, die von den Griechen mit Pleuritis bezeichnet werden. Trotzdem bestand er darauf, weiterhin zu fasten, und stärkte sich nur ab und zu durch wenig Trinken. Er starb, nachdem er die heilige Kommunion erhalten hatte, am achtundzwanzigsten Januar in der dritten Stunde des Tages, sieben Tage nach seiner Erkrankung, im zweiundsiebzigsten Lebensjahre und seinem siebenundvierzigsten Regierungsjahr.“ [Einhard, 57]

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altfrid II. : 17. Februar : Vorbemerkung: Nachdem ich vom vorzeitigen Ableben Detlef Suhrs erfahren hatte, habe ich überlegt, ob es vertretbar sei, zu seiner These… Weiter ...
Pantaleone : 6. April : Altfrid II. demonstriert, wie Mediävisten noch über den Tod eines Gegners hinaus darüber wachen, dass nichts in Umlauf gerät, was… Weiter ...
altfrid II. : 10. April : Sehr geehrter Pantaleone, ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen antworten soll, da Sie ja feststellten, dass… Weiter ...

27. Dezember 2012                     Kategorie(n): Inhaltsverzeichnisse, Zeitensprünge

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Zeitensprünge 2012/03

Zeitensprünge

Interdisziplinäres Bulletin
(vormalig ‚Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart’)
Jahrgang 24, Heft 3, Dezember 2012

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515 Editorial
516 Dumbs, Mathias: Geschichtsschreibung in
Zeiten der Archäologie
520 Illig, Heribert: Sine granum salis
521 Ernst, Otto: Nofretete und Echnaton. Neues zur Genealogie
der Amarna-Herrscher
534 Illig, H. Pures Gold in Echnatons Grab. Eine Anmerkung
zu A. Grimm und H. Schlögl
542 Illig, H.: Querelen um Qumran. Eine aktuelle
Retrospektive
573 Illig, H.: Opferreligionen heute und jüdischer Glaube als
neue Religion nach +70
582 Günther, Karl: Christentum und Judentum – wer hat wen
beeinflusst?
612 Otte, Andreas: Neues aus Corvey
617 Illig, H.: Aachen nimmt sich unter die Lupe. Eine
Rezension
634 Suhr, Detlef: Einhard und der konstruierte Tod Karls des
Großen
646 Illig, H.: Frauenchiemsee offiziell wieder jünger
650 Glahn, Alexander: Hengist, Horsa und der Danelag.
Verdoppelte „englische“ Geschichte
677 Illig, H.: Wohin gehört die Tang-Dynastie? Eine Sichtung
698 Frank, Werner: D. Steinmetz und die Kalenderreform
1582. Eine Rezension
702 Otte, A.: Veranstaltungen – hier und dort
710 Otte, A.: Geologie im Elektrischen Universum.
Überlegungen zu Kohle und Erdöl
732 Illig, H.: Nährende und veraltende Elektrizität? Eine
Rezension
735 Otte, A.: »Die Physik des Nichts«. Ein
Darstellungsversuch
752 Register für den 24. Jahrgang, 2012
765 Verschiedenstes
771 Verlagsmitteilungen

ISSN 0947-7233

4. Dezember 2012                     Kategorie(n): Fantomzeit, Mittelalterdebatte

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Karl – das legendäre Fragezeichen

von Heribert Illig

Saltzwedel, Johannes (Hg. 2012): Karl der Große. Der mächtigste Kaiser des Mittelalters; in Der Spiegel Geschichte, Nr. 6/2012, Hamburg, erschienen am 27.11. 2012, 146 S., [= S.]

Bei einem derartigen Heft darf man davon ausgehen, dass es das aktuelle Wissen einer ganzen Disziplin bündelt. Wenn es aber bei der Schilderung Karls des Großen von Fragezeichen nur so wimmelt, dann muss die zuständige Wissenschaft massive Probleme haben. Es geht ja nicht um irgendeinen Held schriftloser Vorzeit; es geht hier um „den mächtigsten Kaiser des Mittelalters“ [S. Titelbild], der sowohl im westlichen Europa wie in Byzanz wie im Morgenland bestens bekannt gewesen sein muss, gab es doch angeblich imperiale Heiratspläne und Gesandtschaften bis Bagdad. Da sollte es – Jahrhunderte nach den Römern – vor materiellen Überresten und schriftlichen Quellen nur so wimmeln. Was aber wird uns in dem Karlsheft berichtet?

„Historiker und Archäologen haben mit viel Mühe allerhand Überreste und Dokumente aus der Zeit vor 1200 Jahren zusammengetragen. Aber eigentlich ist es furchtbar wenig.“ [S. 16]

„Seine [Karls] realen Spuren dagegen sind oft so unscheinbar wie das Häkchen, mit dem er Urkunden abzeichnete.“ [S. 7]

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1. Dezember 2012                     Kategorie(n): Fantomzeit, Mittelalterdebatte

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Der Spiegel GESCHICHTE – Uralte Misstöne

von Heribert Illig

„Auf Laien konnte die atemlose, in reißerischen Büchern fortgesetzte Fahndung nach angeblichen Unterschiebungen und Anachronismen faszinierend wirken. Bald bildete sich eine Sektierergemeinde um den Rebellen der Chronologie. In dem Blatt »Zeitensprünge« und auf der Website »Fantomzeit« setzen er und ein paar unterbeschäftigte Stöberer die bizarre Schnipseljagd bis heute fort.“ [Saltzwedel, 105]

Diesen gepfefferten, ganzseitigen Gruß schickte Dr. Johannes Saltzwedel am 27. 11. 2012 in der von ihm verantworteten Ausgabe von Spiegel Geschichte den Zeitenspringern zum 30. Jahrestag und dem „Chronologie-Rebell Illig“, garniert mit einem uralten, ‘dämonischen’ Foto. Die Befunde des promovierten Germanisten Saltzwedel sind ebenso antiquiert: längst widerlegte Anwürfe von Sekte bis Verschwörungstheorie, keine Beachtung unserer Argumente wie unserer Antworten. Besonders peinlich sein einziges Argument zur Kalenderproblematik: die zu wenigen 10 Korrekturtage „sind längst mit einer Bequemlichkeit der päpstlichen Astronomen erklärt“. Nun hatte die Gregorianische Kalenderreform eine Vorlaufzeit von mindestens 300 Jahren. 51 Gutachten wurden vor 1582 eingereicht, ein Könner wie Christophorus Clavius zog die Reform theoretisch und praktisch durch, misstrauisch von protestantischen Astronomen wie etwa Joseph Iustus Scaliger beäugt. Wer hier von Bequemlichkeit spricht, versteht entweder gar nichts von der Angelegenheit oder er weiß so viel von ihr, dass er den wahren Sachverhalt unter allen Umständen verheimlicht wissen will.
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B76 : 10. Dezember : Insgesamt - nicht nur hier bzgl. "Spiegel GESCHICHTE" - ist Der Spiegel sehr Mainstream geworden. Grundsätzliches zu hinterfragen, kommt nicht… Weiter ...

15. November 2012                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

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Zur Phantomzeit in Thüringen. Schriftquellen und archäologischer Befund

von Klaus Weissgerber (aus Zeitensprünge 3/99 und 4/99)

1. Vorbemerkung

Seit 1991 vertreten Illig und zunehmend mehr Autoren die These, daß die Berichte über Ereignisse, die im 7., 8. und 9. Jh. stattgefunden haben sollen, spätere Fälschungen sind und daß der Zeitraum, der konventionell auf etwa 614 bis 911 datiert wird, in Wirklichkeit eine “Phantomzeit” gewesen ist. Diese These wurde zunächst darauf gestützt, daß bei der Gregorianischen Kalenderreform 1582 nur 10 Leertage angesetzt wurden (13 Tage waren zu erwarten). In der Folgezeit wurde sie vor allem durch Illig in architektonischen Analysen und in grundsätzlichen Publikationen [“Das erfundene Mittelalter”; “Wer hat an der Uhr gedreht?”] weiter ausgebaut. Natürlich handelt es sich um ein weltweites Problem. Auch andere Autoren des Bulletins Zeitensprünge, wie Heinsohn, A. Müller, Rade und Zeller haben in Analysen zur Geschichte die ‘Randgebiete’ Europas und verschiedener Regionen Asiens recht überzeugende Lösungsvorschläge unterbreitet. (Nicht akzeptieren kann ich allerdings Toppers China-Thesen; die Fomenko-Konzeption lehne ich grundsätzlich als unwissenschaftlich ab.)
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Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Zeitensprünge 1999/03 : 15. November : [...] Weissgerber: Zur Phantomzeit in Thüringen. Schriftquellen und archäologischer Befunde [...] Weiter ...
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28. September 2012                     Kategorie(n): Sonstiges

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C14-Kritik in der Archäologie

von Andreas Otte

In archäologischen Veröffentlichungen findet sich gelegentlich eine Kritik der C14-Methode. Überraschend ist jedoch, dass sich dabei in einem Fall auf den C14-Crash von Christian Blöss und Hans-Ulrich Niemitz bezogen wurde, also ein Buch aus dem Umfeld der Chronologie-Kritik. Bei mindestens einem Vertreter des Mainstream ist die Kritik offenbar angekommen. Es handelt sich um den Text “Feuer, Funde und viele Fragen: Rätselhafte Sonderbestattungen aus Gaimersheim, Oberbayern” von Natascha Mehler mit einem Zusatz-Beitrag von Carola Berszin & Joachim Wahl aus dem Band Richtstättenarchäologie [Auler, 190-204].

Auslöser war im vorliegenden Fall offenbar eine Ausgrabung von 1999 im Markt Gaimersheim (Landkreis Eichstätt, Oberbayern). In drei parallel angelegten länglichen Gruben (zwischen 2,4 und 2,8 m lang) fanden sich jeweils vier “Pfostengruben” in einer Linie aufgereiht . Diese Pfostengruben enthielten eine große Menge Leichenbrand. Der Leichenbrand stammt von mindestens neun Individuen, verteilt über alle drei Längsgruben. Vergesellschaftet mit dem Leichenbrand waren Funde des Neolithikums (Horstein-Abschläge, Klingen, usw.) wie auch des Spätmittelalters (Keramik, eine Kachel, usw.). Die C14-Analyse zweier Knochen erbrachte mit Nachmessungen 3660-3490 BC, sowie 3360-3020 BC (beide Messergebnisse kalibriert). Die Funde datieren demnach überwiegend in die Chamer-Kultur, schließen aber nicht direkt aneinander an.
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15. September 2012                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Zeitensprünge

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Rein in die Karolinger – raus aus den Karolingern

Ibbenbüren – Saint-Maurice d’Agaune – Quedlinburg

von Heribert Illig (aus Zeitensprünge 2/2012)

Ibbenbüren

Ibbenbüren ist ein Bergwerksort in Nordrhein-Westfalen, der einen Anker im Wappen führt, obwohl die Aa kein schiffbarer Fluss ist. Für die gehobene Gestimmtheit ist gegenwärtig aber nicht Schiffszubehör verantwortlich, sondern der Umstand, dass sich die eigentlichen Wurzeln zu zeigen scheinen.

Ibbenbüren sieht seine Geburtsstunde am 14. 04. 1164, als laut einer damaligen Urkunde Bischof Katzenelnbogen die Steuereinnahmen von Hibbenburen zum Teil seinem Osnabrücker Gertrudenkloster überlässt. Aber es gibt auch eine Urkunde von 1348, die ‘zweifelsfrei’ belegt, dass hier bereits 799 eine Kirche gegründet worden ist [wiki / Ibbenbüren]. 550 Jahre konnten hier wohl die ‘Karlswahrheit’ nicht unterdrücken.
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30. August 2012                     Kategorie(n): Inhaltsverzeichnisse, Zeitensprünge

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Zeitensprünge 2012/02

Zeitensprünge

Interdisziplinäres Bulletin
(vormalig ‚Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart’)
Jahrgang 24, Heft 2, August 2012

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259 Editorial
260 Illig, Heribert: Dr. Klaus Weissgerber. Ein Nachruf
262 Weissgerber, Klaus: Die Pharaonen bis Alexander
266 Illig, H.: Altes Blutopfer in Gegenwart und Zukunft
289 Illig, H.: Die vergessenen Samaritaner. Ein Hinweis
292 Dumbs, Mathias: Der Konstantinsbogen in Rom als
posthumes Monument
306 Koch, Marianne: Römische Rechtspflegeentwicklungen
von Augustus bis Justinian
335 Müller, Zainab-A.: Von der Mühle … und dem Untergang
Roms. Gedanken zu einer aktuellen Debatte
342 Illig, H.: Untergang der antiken Kultur. Rolf Bergmeier
benennt den Hauptverantwortlichen. Eine Rezension
345 Heinsohn, Gunnar: 230er Reichskatastrophe im
Imperium Romanum und in Aachen
370 Ernst, Ewald: Kommentar zu Andreas Otte [ZS 1/2012].
„Zur Stratigraphie unter dem Kölner Dom“
372 Otte, Andreas: Irrungen und Wirrungen
392 Koch, M.: Anmerkung aus aktuellem Anlass
394 Illig, H.: Auch Phantomzeit kann fiktiv sein. Eine Antwort
auf Gunnar Heinsohns doppelte Phantomzeit
420 Frank, Werner: Fundsache zum Thema Konzil von Nicaea
424 Illig, Heribert: Aachen auf dem Reißbrett. Ulrike Heckner
entwirft die Pfalzkapelle
432 Illig, H.: Rein in die Karolinger – raus aus den Karolingern.
Ibbenbüren – St-Maurice d’Agaune – Quedlinburg
440 Schapiro, Meyer: Ein Relief in Rodez und die Anfänge
der romanischen Plastik in Südfrankreich. Auszüge
444 Laszlo, Renate: Das 40. Rätsel des angelsächsischen
Exeterbuches
453 Illig, H.: Blinder Glaube an Poggio Bracciolini. Stephen
Greenblatts Annäherung. Eine Rezension
460 Otte, A.: Immanuel Velikovskys Werk im Überblick.
Inhalte, Reaktionen und eine unsägliche Affäre
475 Otte, A.: Geologie im Elektrischen Universum
505 Illig, H.: Zeitensprünge querbeet

ISSN 0947-7233

8. Juli 2012                     Kategorie(n): Sonstiges

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Klaus Weissgerber verstorben

.

Klaus Weissgerber

24. August 1936 – 8. Juni 2012

Ein Nachruf von Heribert Illig

Wer die Zeitensprünge der letzten 15 Jahre durchblättert, erkennt bald, dass mein produktivster Mitarbeiter Dr. Klaus Weissgerber aus Ilmenau gewesen ist. Er war eng an diesen Ort gebunden: dort geboren, dort von 1975 bis 2004 freier Rechtsanwalt und dort plötzlich und friedlich gestorben. Er hinterließ seine Frau, seinen Sohn und die Tochter seiner Frau aus erster Ehe.

Sein Lebensradius reichte freilich weit über Ilmenau hinaus. Von seinen Interessensphären können hier nur Jurisprudenz und Geschichtswissenschaft angesprochen werden. Für den Brotberuf studierte er Jus in Jena und arbeitete danach als Notar und als Rechtsanwalt in Schleiz und Hildburghausen, bis er die Praxis seines Vaters in Ilmenau übernehmen konnte. ‘Nebenbei’ wurde er 1981 an der Humboldt-Universität Berlin in Geschichte promoviert – in unserer Gruppierung ein eher seltener Umstand. Für dieses Fach wollte er auch seine umfangreichste Publikation gedruckt sehen: eine Regentenliste aller Zeiten und Länder, bei der es nicht allein um die obersten Potentaten gehen sollte, sondern auch um die Besetzung nachrangiger Ebenen und um zusätzliche Details. Dafür beschäftigte er sich in breitestem Maße mit Geschichtsabläufen. Zu Hilfe kamen ihm seine Sprachkenntnisse, die sich neben Latein, Englisch und Französisch auf Russisch, Ungarisch und selbst Georgisch erstreckten. Doch sein weit gediehenes Projekt geriet in der Wende zur Makulatur. Der Verlag geriet in Insolvenz – und kein anderer Verlag zeigte damals Interesse.

Nachdem ihn alles Geschriebene interessierte, stieß er auch auf die Eichborn-Bücher von Gunnar Heinsohn und mir, worauf er sich für die Zeitensprünge interessierte und stark engagierte. Im dritten Heft von 1996 schrieb er den ersten Artikel für dieses Periodikum, weitere 73 sollten folgen. Bezeichnenderweise lautete der Auftakt Erste Bemerkungen zur altägyptischen Geschichte, mit dem Zusatz Aegyptiaca I. So war ein kraftvoller Anfang gesetzt und Weiteres zu gewärtigen. Dass es so viel werden würde, war damals nicht abzusehen. Andererseits hätte es gerne noch viel mehr werden können, lauteten doch sein Hauptüberschriften Aegyptiaca, Aethiopica, Asiatica, Hellenica, Hethiter, Indica, Islamica, Sinaica, Slavica, ohne dass deswegen die Thüringer oder Georgier, Bulgaren, Russen oder Ungarn abseits geblieben wären. Apropos Ungarn: Auf Wunsch des Budapester Verlages Allprint schrieb er 2003 das Buch Magyarok a kitalált középkorban. Újraírt történelem, das naturgemäß auf Ungarisch mehr Leser fand als die deutsche Ursprungsfassung. Darin behob er den ungarischen ‘Minderwertigkeitskomplex’, erst drei Jahrhunderte nach den Slawen in den Westen vorgestoßen zu sein und dann ein Land genommen zu haben, das kein anderer hätte haben wollen. Er fand heraus, dass Árpád bereits um 600 seine Magyaren in die pannonische Tiefebene geführt hatte und erwies sich hier wie auch sonst als entschiedener Vertreter der 297-jährigen Phantomzeit.

Gerade die Aegyptiaca lagen ihm sehr am Herzen. Als er sich entschloss, von der ersten Dynastie bis zu den Ptolemäern eine komplette, kritisch datierte Pharaonenliste zu erstellen, plagte ihn die Sorge, ihren Druck nicht mehr zu erleben. Er schrieb wie entfesselt, zeitweilig warteten drei lange Beiträge von ihm darauf, ins Heft gerückt zu werden. Dieses Vorhaben war mit dem Heft 3/2010 abgeschlossen. Danach wollte er sich zurückziehen, um seit langem verfolgte Buchprojekte abzuschließen. Aus Gesprächen weiß ich, dass es ihm um den Kennedy-Mord und noch ungeklärte Indizien ging, weiter um eine Biographie des jungen Stalin und um eine Untersuchung über das Schicksal der letzten Bourbonen-Kinder. Derartige Geschehnisse beschäftigten ihn; so hatte er prompte, wohlfundierte Antworten parat, wenn Kaspar Hauser oder die Dunkelgräfin von Hildburghausen – ihrer Exhumierung stimmte der Stadtrat drei Wochen nach Weissgerbers Tod endlich zu – zum Thema wurden, aber auch zu der Frage, ob es sich bei Tito um eine einzige Person oder um eine später ausgetauschte handelte. Ihn hat es gereizt, in rätselhaften Fällen alle Mutmaßungen aus ihrer üblichen Vernebeltheit zu konkreten Indizien zu verdichten, zu kondensieren. So gewann er das Material, das wirkliche Beschäftigung lohnte.

Viele Autoren der Zeitensprünge werden bestätigen können, dass er – wenn er sich ein Thema wählte – keine einzige Stimme aus der Zeitschrift unberücksichtigt ließ, alle Äußerungen bis hin zum kurzen Leserbrief systematisch abarbeitete und prüfte. Hier war ein Ideal erfüllt: Wissenschaft als lebhafte Auseinandersetzung mit allem einschlägigen Material. Am Anfang eines Artikels sichtete Weissgerber zunächst seine eigene riesige Bibliothek und sein Archiv, um als erstes die Literaturliste zu erstellen. Deren Länge konnte sogar dem Herausgeber zu viel werden, der sonst eher zu umfangreicher Quellenarbeit ermuntert. Damit war bei Weissgerber auch schon ein guter Teil der geistigen Arbeit geleistet, wusste er doch dank seines exzellenten Gedächtnisses genau, was er wo bereits gelesen hatte – und vor allem wusste er, welche Gedanken von ihm selbst und welche von anderen stammten. Auch da war er unbestechlich.

Sein wohlfundiertes Urteil wird uns fehlen; seine Beiträge der Zeitschrift und ihren Lesern ohnehin.

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9. Juni 2012                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

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Heribert Illig erneut auf Orange 94.0

Der Wiener Rundfunksender Orange 94.0 hat im April und Mai diesen Jahres erneut Interviews mit Heribert Illig innerhalb der Sendereihe Radio Dispositiv ausgestrahlt.

Inhaltsangabe:

1. Teil: Vor etwas mehr als 20 Jahren formulierte Heribert Illig erstmals den Verdacht, dass rund 300 Jahre unseres Mittelalters nachträglich in die Zeitrechnung eingefügt, sprich erfunden sein könnten. In dieser ersten von drei Sendungen erzählt er, wie die These entstand, durch immer mehr Indizien und Fakten erhärtet und schliesslich zur Phantomzeittheorie ausgebaut wurde. Weiters kommen diesmal u.a. Datierungsmethoden wie C14 oder Dendrochronologie, Fehler in der Kalenderrechnung, auffallend häufig aus dem Nichts einsetzende bzw. scheinbar grundlos plötzlich abgerissene Entwicklungen in Handwerk, Kunsthandwerk und Bautechnik zur Sprache.

http://sendungsarchiv.o94.at/listen.php/id__094pr6175/fileid__094mf12187/audio.m3u
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12. Mai 2012                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Zeitensprünge

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Aachens Baudatum im Einklang mit allen Indizien

von Heribert Illig (aus Zeitensprünge 1/2012)

Die „nouvelle histoire“ war Ergebnis von französischen Mediävisten, die sich dem alten Thema Mittelalter auf neue Weise widmeten, indem sie weniger Regenten und Kriege bejubelten, sondern Wirtschaft und Gesellschaft stärker gewichteten. Aus der Tradition der Annales kommend, lag ihnen Strukturgeschichte stärker am Herzen, wie sie auch langfristige Entwicklungen stärker herausarbeiteten und Geschichte von unten, gerade im ländlichen Raum betrieben. Für das Jahrzehnt nach dem ersten Weltkrieg stehen folgende Koryphäen: Georges Duby 1919–1996; Jacques Le Goff *1924; Robert Fossier *1927 und Emmanuel Le Roy Ladurie *1929.

Gerade Duby erforschte die wirtschaftliche Entwicklung und die dahinter stehende Gesellschaft, insbesondere in seinem Buch Krieger und Bauern von 1973 [übersetzt 1984 = D.], das die Veränderungen vom 7. bis zum 12. Jh. unter die Lupe nimmt. Da geht es um die Produktivkräfte, die Sozialstruktur, um Feudalzeit, Bauern und Herren. Und es geht ums Detail: Welche Werkzeuge waren verfügbar, welche Ernährungsgewohnheiten gab es, welche Krankheiten dominierten, wie funktionierte damals Geldwirtschaft. So erfährt man etwa, dass das Verschwinden der Totenbeigaben in einer christlich werdenden Gesellschaft keineswegs die Hinterbliebenen bereicherte:

„Nun war es nämlich die Kirche, die den »Totenanteil« forderte, die all das in Anspruch nahm, was ihm [dem Toten; HI] die Erben für sein Leben nach dem Tode überlassen hatten. Wurden die Schätze früher in den Gräbern gehortet, so geschah dies nun in den heiligen Stätten des Christentums“ [D. 72].

Oder es wird auf die schwierigen klimatischen Bedingungen hingewiesen. So ereignete sich 1033 gemäß Radulfus Glaber eine Hungersnot, die bis zum Kannibalismus geführt habe:

„Permanente Regenfälle hatten den ganzen Boden so durchnäßt, daß es drei Jahre lang unmöglich war, Furchen zu ziehen, die Samen aufgenommen hätten“ [D. 207].

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12. Mai 2012                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter, Mittelalterdebatte

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2. Auflage von “Aachen ohne Karl den Großen” erschienen

Aachen ohne Karl den Großen

Technik stürzt sein Reich ins Nichts

„Im Rahmen aller Untersuchungsöffnungen können wir übrigens festhalten, dass die Eisenringanker oder Eisenklammerringanker alle satt im karolingischen Mörtel lagen, also im Zusammenhang mit dem Aufmauern eingebaut worden sind.“

Soweit der Befund des Dombaumeisters. Die entscheidende Frage, ob dies für die Aachener Pfalzkapelle vor 800 oder nach 1100 der Fall war, ist nunmehr geklärt.

Ein klarer, ‘eisenharter’ Beweis durch Dr. Heribert Illig, der seit nunmehr 20 Jahren die These vom erfundenen Mittelalter vertritt und gegen alle Widerstände ständig untermauert. Sein Beweisgang beschränkt sich nicht auf die Aachener Pfalzkapelle, das Herz von Karls Residenz und von Karls Reich, sondern bezieht Aachen, Köln, Ingelheim und weitere „karolingische“ Fundorte ein.

207 Seiten, 58 Abb., Paperback
2. korrigierte und erweiterte Auflage, April 2012
Preis: 14,90 € (Inlandspreis einschl. Versand)
Mantis Verlag
ISBN 978-3-928852-44-9

Die Erweiterung gegenüber der Erstauflage besteht aus dem neuen siebenseitigen Kapitel “Römisches Britannien und Germanien” ab Seite 161 in dem es um die römische Eisenverarbeitung geht.

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"Für die Zeitstellung der fränkischen Keramik aus den Kaiserthermen haben die Fundumstände keine nennenswerten Anhaltspunkte ergeben, sie ließen lediglich in einzelnen Funden erkennen, dass die fränkische Keramik sich an die letzten römischen Formen anschließt; in welchem Zeitabstand sie diesen folgt, ob unmittelbar anschließend oder durch Jahrhunderte [sic!] getrennt, bleibt durchaus unentschieden"
[Ludwig Hussomg in ‘Die Trierer Kaiserthermen’, posthum 1972, S. 99]