von Heribert Illig (überarbeitet aus Zeitensprünge 1/2009)

Kreuzgänge können der Kontemplation und Meditation dienen. Sie können aber auch Schauplatz werden für einen Gelehrtenstreit, bei dem in drei Stufen das Entstehen des Kreuzgangs als architektonisches Grundelement vom 6. übers frühe 9. bis in späte 10. Jh. verjüngt wird. Gleichzeitig und in gleicher Weise rückt der Beginn des Benediktinerordens ins 10. Jh. Als Basis für zwei der drei Stationen dienen die Bücher von Rolf Legler [= L. 1984; 1989; 1995; 2007], der im Rahmen herrschender Lehre die fruchtbarste Kritik an ihr geübt hat.

Während dem ruhesuchenden Europäer seit langem die Kreuzgänge von Klöstern und Kapiteln vertraut sind, hat sich die Forschung diesem ‘Knotenpunkt’ monastischer Kultur lange Zeit nur unzureichend angenommen. Es war Legler, der hier wohl erstmals tragfähigen Boden bereitet hat und zu Einsichten vorgestoßen ist, die bei Gültigkeit der These vom erfundenen Mittelalter zu überraschenden Konsequenzen führen. Die Basis legte der Vielgereiste 1984 mit seiner Dissertation, die 1989 in aktualisierter Form publiziert worden ist. 1995 verband er seine grundlegenden Gedanken mit einem Fototeil, um 2007 eine knappe, aber fundierte Übersicht über Architektur, Symbolik und Gebrauch des Kreuzgangs vorzulegen. Seine Teilnahme am Internationalen Symposium 1999 in Tübingen wie die dortigen Vorträge [bei Klein 2004] belegen, dass sich die übrigen Spezialisten mit seinen Thesen auseinandersetzen und seiner „Fundamentalkritik der bisherigen Forschung durchaus beipflichten” [Jacobsen, 39].

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