Fantomzeit

Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter?

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Aktuelle Hauptbeiträge:

31. Juli 2010                     Kategorie(n): Frühmittelalter

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Frühe Chronologiekritik

Vor kurzem wurde hier auf die Neuausgabe von The Prolegomena of Jean Hardouin übersetzt durch Edwin Johnson hingewiesen. Das Vorwort zu dieser Ausgabe (von Edward A. Petherick, einem Freund von Edwin Johnson) enthält einen überaus bemerkenswerten Abschnitt, der im Folgenden präsentiert wird:
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Basileus : 4. August : Petherick ist also für das Jahr 0/1 unserer Zeitrechnung bei 753 v.Chr. angelangt. Ist man nun konsequent, sollte man auch… Weiter ...
jb : 21. September : Ein Kommentar von Volker Dübbers zu diesem Beitrag ist hier nachzulesen. Weiter ...

25. Juli 2010                     Kategorie(n): Fundsachen

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Climategate II

An dieser Stelle ist bereits das Climategate vom November 2009 erwähnt worden. Inzwischen wurden die in den Emails benannten Wissenschaftler offiziell rein gewaschen, siehe z.B. Oxburgh und Penn.

Offensichtlich ist es derzeit politisch nicht gewollt, dass Verhalten der Wissenschaftler und die gesellschaftlichen Hintergründe zu beleuchten.

Das aber hat jetzt A.W. Montford in seinem Buch The Hockey Stick Illusion. Climategate and the Corruption of Science gemacht. Das Buch ist eine spannende wissenschaftliche Detektivgeschichte. Es beschreibt die Versuche, zu verstehen, wie Michael Mann’s Kurve von 1998 entstanden ist; ob und wie sie aus den Daten reproduzierbar ist. Dabei orientiert es sich an den Veröffentlichungen von Steve McIntyre und Ross McKitrick. Was sich bei dem durchaus legitimen Versuch, die wissenschaftliche Arbeit eines Anderen detailliert zu untersuchen, alles ereignet hat, wirft einmal mehr ein äußerst trübes Licht auf den heutigen Wissenschaftsbetrieb. Es verstärkt sich das Bild, dass am Anfang der aktuellen Klimadiskussion eine wissenschaftliche Arbeit steht, die voll von methodischen Fehlern ist. Die aufgedeckten Netzwerke machen deutlich, dass es kaum unabhängige Analysen zum Thema gibt. Ein kleiner Kreis von Klimaforschern kontrolliert noch immer, was zu diesem Komplex geschrieben werden darf. Das wird besonders deutlich in den Vorfällen um die Erstellung, den Review und die Veröffentlichung der einflussreichen IPCC-Assessment-Reports (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Auch ohne Climategate (bei dem sich übrigens die Vermutungen mehren, dass es wohl ein Insider war, der die Emails und Daten veröffentlichte, kein “Hack”) wäre das Buch eine überragende Analyse gewesen. So aber belegen die neu verfügbaren Emails, die am Ende des Buches noch Eingang gefunden haben, in ihrer Verzahnung mit den früher erstellten Berichten über McIntyres Arbeiten in beeindruckender Weise das Fehlverhalten der Wissenschaftler.

Das beginnt mit der Verschleppung bis hin zur Verweigerung der Veröffentlichung von Basisdaten, die eine unabhängige Analyse der wissenschaftlichen Beiträge erlauben, und geht noch darüber hinaus. Geheimhaltung der Basisdaten kennt man auch in anderen Bereichen, z.B. der Dendrochronologie. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass Reproduzierbarkeit ein wesentliches, definierendes Merkmal naturwissenschaftlicher Arbeit ist. Es ist schon bezeichnend, wenn im Rahmen des “Peer-Review”-Prozesses solche Anfragen selten bis gar nicht gestellt werden. Das heißt dann wohl, dass wissenschaftliche Beiträge in diesem Prozess bestenfalls oberflächlich geprüft werden.

Das “Peer-Review” hat nach Montford in erster Linie die Aufgabe, zu prüfen, ob ein Beitrag “beliebt” ist – erst in zweiter Linie sollen Fehler entdeckt werden. Während inzwischen mehrfach gezeigt worden ist, dass es letztere Aufgabe kaum erfüllt und schlicht ungeeignet ist, Betrug zu erkennen, erledigt es die erste Aufgabe offenbar sehr gut, denn es ist ein wertvolles “Gatekeeper”-Instrument, das jeweils nur einem kleinen Kreis (Zitations-Zirkel) gefällige Beiträge zulässt. “Peer-Review” hat eher etwas mit Konformität denn mit Korrektheit zu tun.

Nun ist es oft kaum möglich, einen Beitrag vor der Veröffentlichung genau zu prüfen. Um so wichtiger ist es – erstens – die Daten für eine spätere unabhängige Prüfung zur Verfügung zu stellen und – zweitens – Beiträge, die sich kritisch mit den eigenen Arbeiten beschäftigen, nicht durch das ganze Arsenal zu verhindern, das auch schon die Velikovsky-Affäre auszeichnete. Das Ziel muss eine offene Diskussion der Daten, Methoden und Ergebnisse sein.

Ein absolut lesenswertes Buch, das man kaum aus der Hand legen kann.

admin : 16. August : Ohne Worte: http://www.thespoof.com/news/spoof.cfm?headline=s5i64103 Weiter ...

18. Juli 2010                     Kategorie(n): Fundsachen, Mittelalterdebatte, Sonstiges

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Neuausgabe der englischen Übersetzung von Hardouins Prolegomena

Der Jesuitenpater Jean Hardouin (1646-1729) hat die These aufgestellt, dass ein Großteil der antiken und insbesondere der antiken christlichen Literatur erst im Mittelalter entstanden sei. Durch Rückdatierung wurde der Eindruck erweckt, dass es sich hierbei um antike Schriften handelte. Dass diese Methode (des so genannten Pseudepigraphierens) im Mittelalter tatsächlich häufig praktiziert wurde, ist dem Historiker bekannt. Im Lexikon des Mittelalters heißt es dazu unter dem Stichwort Pseudepigraphie:

falsche Zuschreibung. Die Wechselfälle der Textüberlieferung und eine widersprüchliche Haltung, die einerseits das Werk über den Autor stellte, andererseits gerne die Beglaubigung durch eine Autorität suchte, trugen dazu bei, daß das mittelalterliche Schrifttum sehr reich an falschen Zuschreibungen ist. Manche sind durch Mißverständnisse, manche durch Absicht zustandegekommen. So wurden z. B. dem heiligen Augustinus, Hieronymus, Bernhard von Clairvaux, Albertus Magnus zahlreiche Werke zugeschrieben oder untergeschoben. Auf diese Weise haben im Mittelalter die Pseudepigraphien am Bilde des Autors mitgewirkt. Oft haben aber auch neuzeitliche Herausgeber die Zahl der Pseudepigraphien vermehrt (Beda, Hildebert von Lavardin). Manchmal ist die Täuschung bereits vom Autor beabsichtigt (Pseudo-Dionysius Areopagita, Pseudo-Hieronymus de nativitate Mariae, Pseudo-Ovidius de vetula), um dem Werk größere Wirkung zu verleihen, oder zum eigenen Schutz, etwa vor dem Vorwurf der Häresie, schließlich auch wohl aus Spielerei. […] G. Bernt

Hardouin hat sich bekanntlich nicht durchgesetzt. Günter Lelarge hat einmal in einem Zeitensprünge-Artikel (Stichwort: Hardouin, Jean. Vom Umgang mit Wissen und Wahrheit, ZS 1/98, S. 156 – 162) gezeigt, wie Einträge über Hardouin in Lexika und Enzyklopädien seit dem 19. Jahrhundert im Laufe der Zeit immer kürzer wurden – bis er irgendwann gar keine Erwähnung mehr fand. (Wobei der Verdrängungsprozess im deutschen Sprachraum schneller verlief als im englischsprachigen Bereich, der Hardouin auch heute noch kennt.) Erst im Kreis um Heribert Illig wurde die Erinnerung an den bereits völlig in Vergessenheit geratenen Autor wieder lebendig – so sehr, dass es für Hardouin inzwischen zu einem Wikipedia-Artikel reicht.

Wer Hardouins posthum erschienene Schrift Ad Censuram Scriptorum Veterum Prolegomena, Juxta Autographum (1766) lieber auf Englisch lesen möchte, hat die Möglichkeit, auf die Übersetzung des radikalkritischen Kirchenhistorikers Edwin Johnson zurück zu greifen. Herman Detering hat diesen Text aus dem Jahr 1909 neu herausgegeben, er ist ab jetzt im Buchhandel erhältlich.

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13. Juli 2010                     Kategorie(n): Fundsachen

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Pflanzengene versus Paläobiologie

Künstliche Domestizierungsversuche haben gezeigt, dass es möglich ist, in weniger als 20 Generationen eine Pflanze wie z.B. teosinte (ein wildes Gras) zu Mais zu domestizieren. Die Quantitative Trait Locus (QTL) Mapping Methode zeigt, dass nur geringfügige Modifikationen dafür notwendig sind.

Das sind keine guten Nachrichten für die Paläobiologie, die mit langen Zeiträumen operiert. Daher muss wohl die Genetik in diesem Fall falsche Ergebnisse liefern oder nicht richtig angewendet worden sein, so wird argumentiert (http://www.physorg.com/print197739400.html). Das Archäologie und Paläobiologie mit falschen Zeiträumen operieren könnten, wird als weitere Option mal wieder übersehen. Auch Georg Mentings “Die kurze Geschichte des Waldes” hat dieses bereits deutlich gemacht.

13. Juli 2010                     Kategorie(n): Fantomzeit, Fundsachen

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Galway Computistics Conference 2010

Vom 16. bis 18. Juli findet in Galway (Irland) die dritte International Conference on the Science of Computus statt. Aus Deutschland trägt unter anderen Zeitensprünge-Autor Dr. Ulrich Voigt vor. Voigt spricht über den (von ihm so genannten) “Kalenderstein” von Ravenna und dessen 95-jährige Ostertafel. Er zeigt an diesem Beispiel, dass antike Ostertafeln – entgegen der allgemeinen Einschätzung – keineswegs primitiver waren als die seit dem Mittelalter ausschließlich noch verwendete 532-jährige Tafel. Im Gegenteil waren sie dieser in technischer Hinsicht nicht selten überlegen. (Um so dringender stellt sich die Frage, warum die 532-Periode alle anderen abgelöst hat. Voigt beantwortet diese Frage meines Wissens nicht. Die Antwort, die ich in meinem Beitrag Wer erfindet historische Zeit? versuche, weist er zurück, weil er Illigs Fantomzeitthese ablehnt.)

Hier der Text der Vortragsankündigung auf der Tagungsseite:

A New Effort to Understand the 95-year Table of Ravenna

Ulrich Voigt

In terms of basic definitions, medieval computus paschalis and pre-medieval Alexandrian computus are identical, but there is a difference in respect to the organization of Easter tables. Alexandrian Easter tables follow the 95-year period, whereas the medieval Easter table runs over 532 years. As the 532-year period constitutes the shortest (full) cycle of Easter dates, historians have concluded that the 95-year period must be an incorrect pseudo-cycle. The medieval 532-year Easter table thus became a testament to superior computistical thinking, a monument of progress.

This conclusion is false, however, and the general evaluation of historical progress which stems from it is erroneous. On the contrary, the sixth-century 95-year Easter table exhibited in the Museo Arcivescovile di Ravenna can reasonably be considered a pre-medieval monument to the superior technical knowledge of earlier times.

Galway Computistics Conference 2010

Voigt weist weiter darauf hin, dass die Webveröffentlichungen How to compute Key Calendar Dates und Zyklen und Perioden wesentlich ergänzt wurden und inzwischen beide Buchumfang erreicht haben.

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"Wie der Beginn der Karolingerzeit, so ist auch deren Ende von den archäologischen Quellen her […] nicht genau zu bestimmen"
[Ulrich Dahmlos in ‘Archäologische Funde des 4. bis 9. Jahrhunderts in Hessen’, Marburg 1979, S.4]