von Heribert Illig (Zeitensprünge 3/2006)

Abstract: Als die Debatte um eine Phantomzeit im frühen Mittelalter noch unverbraucht geführt worden ist, da wurde von Seiten der Mediävistik wiederholt der Einwand gebracht, hier würde eine so gigantische Fälschungsaktion unterstellt, wie sie das Mittelalter niemals hätte leisten können (etwa Gerd Althoff [1997, 484]). Obwohl der Münchner Kongress über Fälschungen, 1986, gezeigt hat, dass im Mittelalter praktisch alles gefälscht worden ist – von Papstbriefen und Konzilsakten über Kaisererlasse abwärts – scheinen die Mediävisten das Ausmaß der Fälschungen auf Pergament immer noch weit zu unterschätzen. Noch weniger gesehen werden damit korrespondierende Fälschungen in Stein. Im Weiteren wird es dank Stefan Albrecht um gefälschte Spolien, auf alt getrimmte Bauten, um präparierte Reliquienschreine und ihre Inhalte, um paläographische und philologische Fälschungen sowie erfundene Chroniken in England und Nordfrankreich gehen.

In dem erfundenen Mittelalter habe ich auf Jean Hubert wegen dreier gefälschter Bauten respektive Bauteile in Frankreich verwiesen:

“Wir wissen heute, daß die Confessio von Saint-Philibert-de-Grand-Lieu mit ihren Kreuzgratgewölben, der Sarkophag, den sie umschloß, und vor allem das große Mittelschiff mit Pfeilern und Bogen, die durch den Wechsel von Ziegel- und Steinlagen betont sind, ausgesprochene ‘Fälschungen’ des karolingischen Chors sind. Die aus Tournus stammenden Mönche hatten sie Anfang des 11. Jahrhunderts erdacht in der Hoffnung, damit den Kult des heiligen Philibert neu zu beleben. Auch die gefälschte karolingische Inschrift in Germigny-des-Prés, die in der Romanik in die Pfeiler des Theodulf-Oratoriums eingemeißelt wurde, ist eine Huldigung, die die Mönche von Saint-Bénoit-sur-Loire der Prachtentfaltung der Zeit Karls des Großen zollten, wie eine Chronik des Klosters bezeugt. Etwa gleichzeitig wurden die Krypta und der darüberliegende Chor von Flavigny neu gestaltet; dabei behielt man die karolingische Gliederung bis ins kleinste bei” [Illig 1996, 301 laut Hubert 1969, 68; Hvhg. HI].

Mittlerweile wird auch in Fachkreisen hervorgehoben, dass das hohe Mittelalter Fälschen als “konzertierte Aktion” betrieben hat: nämlich das Fälschen von Chroniken und Urkunden in Verbindung mit gefälschter Architektur, “retrospektiven” Statuen, imitierten Schriftarten und vermeintlichen Spolien. Ein Gewährsmann für diesen neuen Trend ist Stephan Albrecht, ein heute 43-jähriger Kunsthistoriker und Archäologe. Dass er trotz seiner Habilitation keinen Lehrstuhl innehat, sondern nur Lehrstuhlvertretungen – in Berlin, Kiel und Tübingen – vorweisen kann, ist gleich vorab zu bedauern.

Albrecht hat 2004 ein Buch [= A.] veröffentlicht, dessen Titel programmatisch wirkt: Die Inszenierung der Vergangenheit im Mittelalter. Darin ist es ihm ein Anliegen,

“daß sowohl die Repräsentation des Alten als auch die Repräsentation durch Modernität in der Selbstdarstellung der Institutionen eine Rolle spielte” [A. 9; Hvhg. S.A.].

Den Nachweis führt er anhand der Abteien Glastonbury und Saint-Denis. Im Falle der französischen Abteikirche ist die Modernität unübersehbar, gilt sie doch als Gründungsbau der Gotik. Ebenso führte Glastonburys Abteikirche die Evolution der englischen Gotik an, als ihr Bau Ende des 12. Jhs. begonnen worden ist. Um so erstaunlicher ist der Umstand, dass zeitgleich mit modernsten Bauteilen auch scheinbar alte Bauteile errichtet worden sind. Betrachten wir zunächst das uns bereits vertraute Saint-Denis.

Saint-Denis

Saint-Denis war die bedeutendste Grablege der Merowinger und Karolinger – es stand in Konkurrenz zur basilica Sancti Vincenti (heute Saint-Germain-des-Prés) und St. Peter (auch Apostelkirche, später Sainte Geneviève) [Brühl I:8]. Nach meiner kritischen Untersuchung [Illig 1996, 348-380] gab es auch einen schriftlichen Disput mit Jan van der Meulen [1997], einem berufenen Kenner der Bauten jenes Saint-Denis, das heute wie die beiden anderen Kirchen zu Paris gehört. Bauarchäologen wie Albrecht kannten folgende Befunde und ihre Datierungen:

  • älteste Gräber der Nekropole 3. Jh.;
  • Erste Kirche wohl nach 313 [A. 125];
  • Merowingerbau wohl gegen 480 durch Genovefa;
  • Dagobertbau ab 636 (nicht nachweisbar; allenfalls Apsis);
  • Karolingerbau unter Abt Fulrad (750-784), begonnen unter Pippin d. J., 775 geweiht unter Karl d. G.;
  • Abt Hilduins Außenkrypta von 835 (nicht nachweisbar [A. 138]);
  • Normannischer Ausbau nach 1070;
  • Erster gotischer Bau unter Abt Suger (ab 1137): Westanlage, Chor;
  • Hochgotischer Ausbau unter Abt Odo ab 1231 [A. 126].

Hier ist Suger (1081-1151) gewissermaßen auffällig geworden: Abt, Kanzler des französischen Königsreichs und Begründer der französischen Annalenschreibung sowie echter oder vermeintlicher Ahnherr der europäischen Gotik. Denn dieser Mann der Theologie, der Politik wie der Architektur will nicht wissen, dass die Kirche, in der er täglich die Messe liest, von Pippin d. Kl. begonnen und von Karl d. Gr. vollendet worden wäre, sondern spricht von einem Dagobertbau, also von einer Kirche aus der ersten Hälfte des 7. Jhs. Seine Abtskirche konnte der professionelle Autor nicht einmal selbst beschreiben, sondern musste dafür die gesta Dagoberti kopieren, die aus der Zeit um 832 stammen sollen. Erst 1149, kurz vor Sugers Tod, wurde das Karlsprivileg für Saint-Denis gefälscht, gewann also Karl an Relevanz für die Abtei [Illig 1996, 365].

Meine einstige Untersuchung hat deutlich gemacht, dass in Saint-Denis des 12. Jhs. die Urkunden und Chroniken gefälscht worden sind, um hohes Alter und Bedeutung der Abtei vorzutäuschen. Als vertrauensheischender Mittelsmann diente ein aus meiner Sicht erfundener Abt Hilduin aus dem 9. Jh., der den hl. Dionysius des 3. Jhs. in Frankreich mit dem neuplatonischen Pseudo-Dionysius von 500 und mit dem athenischen Dionysius Areopagita des 1. Jhs. vereinigt hätte. Das hat bereits Pierre Abaelard im 12. Jh. verärgert [ebd., 367]. Nicht gekannt hat er wohl den Frühestscholastiker Johannes Scotus Erigena, der 877 in Saint-Denis gestorben sein soll, doch erst im späteren 12. Jh. Wirkung entfaltete und 1210, also 333 Jahre später, von der Kirche den Prozess gemacht bekam [ebd.]. Weiter stammte jener fiktive Abt Turpin aus Saint-Denis, für den ein Pseudo-Turpin den Kreuzzug Karls nach Santiago de Compostela fabulierte. Damit verbunden ist eine Fälschung, die alle Karlsprivilegien für die Abtei auflistete und diesen karolingischen Abt de jure zum Primas von Frankreich machte [ebd., 376]. Wir wissen also, in welchen Kontext wir das folgende Zitat aus Stephan Albrecht zu stellen haben, wenn es um Fälschungen geht. Es

“konzentrierte sich der entsprechende Prozeß in Saint-Denis auf zwei entscheidende Phasen: Die Schaffung eines offiziellen Vergangenheitsbildes im 9. Jahrhundert unter Abt Hilduin und seine visuelle Veranschaulichung in der Kunst unter Abt Suger im 12. Jahrhundert” [A. 123].

Hier ist Albrecht die Unwahrscheinlichkeit entgangen, dass zwei durch volle 300 Jahre getrennte Epochen fast dieselben Beweggründe gehabt und ihnen auch passend – einmal literarisch, einmal daran angelehnt architektonisch – entsprochen hätten. Deshalb kennt er auch keine Zweifel an Dagobert, Hilduin, Turpin oder Pseudo-Turpin. Aus dem vermeintlichen 9. Jh. liegen vor:

  • eine Passionsbeschreibung vor 833,
  • Hilduins Passion vor 840,
  • Hinkmars gesta Dagoberti und die
  • miracula sancti Dionysii (834),

die erstmals Dagobert als Bauherr auftreten lassen, obwohl noch kein Neubau genannt worden ist [A. 124]. Bis dahin galt Genovefa als die Bauherrin [A. 125].

Die verschiedenen Urkunden zeigten, dass als Kirchengründer wirkliche Hoheiten miteinander konkurrieren durften: an Königen ‘unser’ Karl der Große, Pippin der Kleine und Dagobert I., an Heiligen neben Genovefa der Namensgeber der Abtei, Saint Denis (hl. Dionys). Die Schriftlage stellt sich für Albrecht so dar: Das 9. Jh. führt kräftige Scheingefechte. Hat Gregor v. Tours im späten 6. Jh. von einem Dionys aus der Zeit um 250 gesprochen, so sieht die vita Genovefae von 830 ‘ihren’ Dionysius gegen 100. Hilduin schreibt gegen diese Version, setzte er doch den Pariser Dionysius mit Dionysius Areopagita von Athen gleich, der Paulus nach seiner Taufe begleitete, womit er innerhalb des 1. Jhs. noch ein wenig weiter zurückgreifen konnte. Hilduin oder besser Pseudo-Hilduin komponiert obendrein zwei Hymnen zu Ehren des Dionysius, die er als Kompositionen des hl. Eugenius von Toledo (gest. 657) und Fortunatus (gest. 600) ausgibt, “um ihnen eine höhere Authentizität zu verleihen” [A. 127].

Im selben 9. Jh. konzipierte Hinkmar jedoch König Dagobert als Gründer, wobei er dem mehr als dubiosen Fredegar des 7. Jhs. widersprach. Warum aber wurde der Gründer gegenüber Genovefa um 100 Jahre jünger gemacht, wo doch fast alle ein möglichst hohes Alter wollten? [A. 129] Die Antwort ist nahe liegend [A. 130]: Um Dagobert ließ sich viel mehr Politisches herumfälschen, wie allein acht erhaltene Dagobert-Fälschungen der Karolinger bezeugen. Im 11. Jh. wurden fingierte Dionysius-Privilegien gegen den Pariser Bischof eingesetzt. Weitere Fälschungen erbrachte das 12. Jh.: die angebliche Immunitätsverleihung Dagoberts und das Marktprivileg. Unter Suger “wurde Dagobert endgültig zur großen Gründergestalt stilisiert und seine Person liturgisch und künstlerisch inszeniert” [A. 130].

“In der Mitte des 9. Jahrhunderts stand das selbst entworfene Vergangenheitsbild über die Anfänge der Abtei in den wesentlichen Zügen fest. Dieses Bild der Vergangenheit stellte, soweit es der historische Rahmen zuließ, in erster Linie eine Konstruktion der karolingischen Äbte dar. So wurde zum Teil wider besseres Wissen mit Dagobert eine neue Gründerfigur geformt und der Patron Dionysius trotz fundierter Einwände zu einem international bedeutenden Apostel stilisiert” [A. 131].

Diese Aufwertung der Abtei tat dringend not, denn noch um 1100 ließ sich Philippe I. in Saint-Benoît-sur-Loire und nicht in Saint-Denis begraben, war also die angestrebte Verbindung von erhabenem Alter, kirchlicher Bedeutung und staatlichem Prestige schon wieder vergessen – aus phantomzeitlicher Sicht war sie noch gar nicht gelungen. Bereits hier gerät die konventionelle Chronologie ins Taumeln. Denn wenn wirklich bereits karolingerzeitliche Äbte für das ‘Image’ ihrer Abtei verantwortlich waren, warum ließ sich nach Dagobert, Karl Martell, Pippin und Karl dem Kahlen [A. 179] keine dauerhafte Tradition für Herrschergräber installieren?

Suger will “bewußt durch Unterschlagung des Fulrad-Baues die vorhandene Struktur als die ursprüngliche Basilika des Gründers Dagobert darstellen” [A. 132 f.]. Auch den Bau Genovefas aus dem 5. Jh. erwähnt er nicht. Er setzt dazu Hinkmar ins Unrecht, der Pippin die alte Basilika zerstören und den Neubau durch Karl den Großen vollenden ließ [A. 132]. Weiter erweckt Suger den Eindruck, er wolle die alte Architektur restaurieren, lässt sie aber im Wesentlichen abreißen – ein bis heute den Denkmalschützern vertrauter Vorgang. Letztlich wären nur Reste der Krypta zu sehen gewesen, verfremdet durch einige Spolien [A. 133, 147]. Seine Nachfolger im Amt kümmerten sich konsequent darum, dass nichts von dem eigentlichen Genovefa-Bau, sprich der Kirche des 6. Jhs. übrig blieb:”So verschwand das alte Langhaus im Zuge der durchgreifenden Umbaumaßnahmen nach 1231″ [A. 148].

Nur bestimmte Erinnerungen ließ Suger zu, so im neuen Westwerk. Dort finden sich von denselben Künstlern Kapitelle im merowingischen wie im neuen gotischen Stil [A. 135 ff.]. Vor der Hilduin-Kapelle ließ Suger vier merowingische Säulen mit Kapitellen aufstellen, von denen mindestens ein Kapitell aus dem gleichen Stein besteht wie der Bau des 12. Jhs. Also ließ Suger extra alte Stücke kopieren [A. 141], um scheinbar mehr Spolien zu besitzen. Ein Merowingersarkophag wurde vielleicht schon im 11. Jh. als Grab eines Leprakranken ausgegeben; Verehrung fand er ab dem 12. Jh.; im 14. Jh. wurden zwei seiner Platten sogar wie Denkmäler an die Wand gehängt [A. 150].
Van der Meulens postulierte karolingische Krypta – von mir zwangsläufig, aber sinnstiftend dem 9. Jh. abgesprochen [Illig 1996, 360] – wird von Albrecht [138] ins frühe 12. Jh. verlegt und damit in oder kurz vor die Amtszeit Sugers [A. 139].

In Kombination dazu ließ Suger einen wundertätigen Brunnen herrichten, der in seiner ergrabenen Form wohl aus seiner eigenen Zeit stammt. Seine Weihelegende wurde wohl im selben 12. Jh. “an einen existierenden Brauch älteren Ursprungs adaptiert” [A. 146].

Die bronzenen Portale wurden 1771 entfernt und dann eingeschmolzen. Nach den Beschreibungen werden sie entweder dem 9. oder 11. Jh. zugeordnet, nicht aber der Merowingerzeit [A. 154], obwohl sie vom Dagobert-Bau stammen müssten.
Im neuen, gotischen Chor wurde ein Kultzentrum gestaltet, das mit dem in der Aachener Pfalzkapelle erstaunlich konform geht: Es umfasste einen neuen Märtyreraltar, den Heiligenschrein, eine römische Phorphyrwanne als Erinnerungsstück für Dagobert I. [A. 166] und den metallenen Dagobert-Thron [A. 157]. Später kamen scheinbar von Dagobert I. hinzu: Mausoleum, Schiffsschale, Opferstock, Eligius-Kreuz, Lanze, Zepter und Agraffe [A. 261 f.].
In Aachen – das entgeht Albrecht – wurde ein ganz ähnliches Ensemble für Karl kreiert: Altar, Proserpina-Sarkophag als antikes Erinnerungsstück für Karl, der steinerne Karls-Thron, Karlskreuz und andere Karls-Devotionalien wie sein Leichentuch. Nichts davon hatte wirklich mit Karl oder Dagobert zu tun – aber die Intentionen waren gleich und orientierten sich offensichtlich beim ‘Konkurrenten’.

Im Gegensatz zum zeitgleichen England war Saint-Denis mit Grabbildnissen zunächst zurückhaltend. Um 1196 waren ohnehin nur vier Gräber von Hausmeiern und Königen bekannt (s.o.). Als erstes wurde gegen 1220 eine Bronzeplatte für Karl den Kahlen gegossen Das Gros der 16 Arbeiten entstand erst um 1265 [A. 178]. Dabei bekam selbst Karlomann ein Monument, obwohl er bereits sein Grab in Saint-Rémi zu Reims hatte [A. 179].

“Die Einrichtung von retrospektiven, bildlichen Grabmonumenten in Frankreich erstreckte sich über den relativ kurzen Zeitraum von ca. 1130/40 bis 1270” [A. 205].

In dieser Zeit entstanden folgende Grabbildnisse: Chlodwig II. 656 / Dagobert II. 683 / Karl Martell 741 / Karlomann von Austrasien 771 / Pippin 768 / Bertha 783 / Hermintrude 869 / Ludwig 882 / Karlomann 884 / Karl der Kahle 887 / Odo Capet 888 / Hugo Capet 996 / Robert der Fromme 1031 / Konstanze von Arles 1032 / Heinrich I. 1060 / Philippe, Sohn von Louis VI. 1130 / Louis VI. 1137 / Konstanze von Kastilien 1160 / Philippe Auguste 1223 / Louis VIII. 1226 [laut Georgia Sommers Wright, gemäß A. 180].
Das Dagobert-Bildnis von Saint-Denis (12. Jh.) steht am Anfang einer ganzen Gruppe von Gründerbildnissen [A. 202], wobei die

“Initiative zur Erstellung der posthumen königlichen Grabbildnisse nicht vom kapetingischen Herrscherhaus, sondern von den klösterlichen Institutionen ausging” [A. 220].

Die karolingischen Beispiele profaner Bildnisse sind leider “vollständig verlorengegangen” [A. 202]. So kann auch von dieser Seite dem drängenden Wunsch nach karolingischen Großskulptur nicht entsprochen werden. Ihn hat vor allem Christian Beutler fast lebenslang vorgetragen [Beutler 1964], er wird für Corveys rudimentär eruierbare Stuckfiguren [vgl. Illig 1999, 427] und bei den romanischen Großkreuzen [Beutler 2000; vgl. Illig 2000, 294] immer wieder geäußert und muss immer wieder enttäuscht werden.

Die Abtei Saint-Denis strebte wie Glastonbury einen hervorgehobenen Rang an. So braucht es nicht zu wundern, dass in beiden Fällen die gleiche Legende imaginiert worden ist: Christus persönlich habe – am 24. 2. 636, am Vorabend der Weihe der Dagobert-Basilika – die Weihe vollzogen; diese Version ist nicht vor Ende des 11. Jhs. entstanden und erstmals von Suger berichtet worden [A. 143].

Insgesamt konnte Saint-Denis drei Könige als Gründer vorweisen, dazu zwei Heilige, von denen der eine “als d e r Apostel der ersten Stunde” [A. 127] betrachtet wurde, was in der Konkurrenz mit ca. 39 anderen apostolischen Kirchengründungen in Frankreich wichtig war [A. 188]; gewissermaßen als Krönung schließlich die Weihe durch Jesus Christus.

Gründer und Patrone von Saint-Denis

Karl der Große, ca. 775
Pippin d. Kleine, ca. 750
König Dagobert I., 623-639

Hl. Genovefa, 422-502
Hl. Dionysius, gest. 285
Dionysius Areopagita, ab 48 als Begleiter des Paulus eine apostolische Figur
(Christus als Kirchenweiher).

Glastonbury

Glastonbury gilt als die Esoterik-Hauptstadt Englands, wie leicht dem Internet zu entnehmen ist. Dort wird das geheimnisvolle Avalon und der vergrabene Gral vermutet, worauf wir zurückkommen werden, dort gibt es mit dem Glastonbury Tor einen flachkegeligen Hügel, der als uralte Verehrungsstätte gilt. Fast selbstverständlich ziehen markante Ley-lines durch diesen Ort, und die Hauptlinie jenes kontinentalen West-Ost-Nord-Süd-Netzwerkes, das Heinz Kaminski [1995] vorgestellt hat, läuft nicht nur durch Stonehenge und Wormbach, sondern auch durch Glastonbury [ebd., 37; vgl. Illig 1997, 40]. Dort gibt es obendrein eine pittoreske Kirchenruine. Verschuldet hat sie Heinrich VIII., der 1539 alle Klöster Englands schließen ließ; Glastonbury gab er zum Abriss frei, weil der Papst seinen Scheidungswünschen nicht entsprach. Wir halten uns im Weiteren an das Kloster, seine christlichen Bauten und Schriften.

Nach der normannischen Invasion von 1066 kämpfte die angelsächsische Oberschicht gegen ihre Verdrängung und Abwertung, kam doch eine ganz andere Führungsschicht mit eigener Sprache, eigener Literatur und selbst eigenen Heiligenkalendern ins Land [A. 20]. Deshalb bemühten sich die Angelsachsen ab 1100 um eine eigene, ruhmreiche Vergangenheit. Dafür wurden professionelle Schreiber bemüht, die sich um neu erstellte, doch auf alt gemachte Cartularien, Urkundensammlungen, Chroniken und Heiligenviten kümmerten, würden sie doch für Geld “jede Lüge verbreiten” – so die frühe Klage aus der Zeit kurz nach 1100 [A. 22].

Glastonbury stand klerikal in harter Konkurrenz mit Bury, Canterbury, Durham, Ely, Saint Albans, Westminster und Worcester [A. 23]. Um sich hier zu behaupten, benötigte Glastonbury dringend einen Kirchenpatron aus der eigenen Lokalgeschichte, konnte es doch damals den Gläubigen im Wesentlichen nur keltische und northumbrische Reliquien vorweisen. Um dem Mangel abzuhelfen, beauftragte kurz nach 1125 die Abtei den Mönch William von Malmesbury, eine Klosterchronik zu verfassen. Sie heißt bezeichnenderweise De antiquitate Glastoniensis ecclesiae, befasst sich also mit dem Alter und den respektablen Wurzeln der Abtei [A. 24]. Der Text liegt in Handschriften des 13. bis 15. Jhs. vor; daraus lassen sich die Veränderungen sogar ab dem 12. Jh. rekonstruieren. In den aufeinander folgenden Fassungen dieser Chronik wurden Gründungszeitpunkt und Klostergründer mehrmals festgelegt und immer ehrwürdiger ausgestaltet.

Gesamtanlage

Rekonstruierte Gesamtanlage von Glastonbury; ganz rechts die Marien-, später Josephskapelle, ganz links die Edgarkapelle [Albrecht 82]

Doch schon vor Abfassung dieser Kirchenchronik hat William 1125 als erste Probe seines einschlägigen Könnens die Gesta pontificum Anglorum vorgelegt, mit denen für Glastonbury erstmals dem Drang zum immer Älteren nachgegeben wird. Bis dato stand Abt Dunstan aus dem 10. Jh. als Klostergründer fest. Doch in den Gesta ersetzt ihn ein König Ine, der von 688 bis 726 geherrscht haben soll – ein erster Altersgewinn von rund 250 Jahren.

Nur ein paar Jahre später favorisierte William von Malmesbury in De antiquitate den hl. Patrick (389-461), zusätzlich wurde in die auf ihn bezogenen Pergamente ein Zusatz aufgenommen, gewissermaßen eine Option auf einen apostolischen Ursprung [A. 25]. Aber auch der hl. Patrick war zunächst eher eine Option, die sich langsam von einer Fiktion in ein Faktum verwandelte. William zitiert zu seiner Nostrifikation für Glastonbury eine aufs Jahr 601 gefälschte Urkunde, mit der eine Klostergründung durch den hl. Patrick behauptet wurde [A. 26]. Das war ein eher plumper Affront gegen Westminster, das sich kurz zuvor, also im frühen 12. Jh., als Gründer ihrer ersten Kirche einen König Sebert gegönnt hatte, der 616 zugange gewesen wäre. Mit dem Dokument aus Glastonbury fiel Westminster altersmäßig auf die zweite Position in England zurück. Plump war der Affront deshalb, weil man sich außerhalb Glastonbury sicher war, dass der hl. Patrick in Irland begraben sei – sein Grab wird heute in Downpatrick, Ulster, verehrt. Weil Patrick ein zweifelhafter Trumpf war, wurden in Glastonbury “sicherheitshalber” wie zweite Gründer weiterhin Abt Dunstan (940-956) und der damalige König Edgar hervorgehoben [A. 31]. Dunstans Zelle wurde als Altbau wie eine Reliquie verehrt; das Kloster bewahrte sein Elfenbeinkreuz und das sog. classbook mit dem berühmten Stifterporträt des Abtes, das als Autograph und Selbstbildnis betrachtet wurde [A. 32]. Albrecht [92] spricht im Zusammenhang mit den Patrick-Fälschungen von dem “Produkt eines ausgetüftelten, taktischen Kalküls”.

Interessant ist ein weiterer Umstand. In der Urkunde von 601 wird Glastonbury noch Yniswitrin genannt. Mit dieser Stadtbezeichnung wurde britischer Ursprung untermauert, wie es auch der Abtname Worgret tun sollte, den William ebenfalls als britisch bezeichnete. So benutzt ein Autor der ersten Hälfte des 12. Jhs. bereits eine philologische Ableitung zur Altersbestimmung [A. 27].

Flankierend zur Chronik aktualisierten, sprich erweiterten die Mönche nach 1120 ihre Sammlung von Landstiftungsurkunden ab einem König Cenwalh (642-672) [A. 25]. Die durch Albrecht eingebrachte Zeitgrenze von 1120 passt überraschend gut zu der Zeitmarke 1122, die Konstantin Faußner in deutschen Landen ausgemacht hat. Hier wurde die Kirche ab dem Wormser Konkordat gezwungen, ihren Grundbesitz über mehrere Generationen hinweg mit Schenkungsurkunden abzusichern, um ihn nach dem Kompromiss zwischen Kaiser und Papst nicht wieder zu verlieren [vgl. Anwander]. England kannte kein entsprechendes Konkordat, doch die dortige Kirche dürfte gelernt haben, ihren Besitz ebenfalls durch Urkunden zu verteidigen.

In den weiteren Fassungen von Williams Chronik wurden zunächst blanke Hypothesen eingearbeitet, die dann bei jeder Textrevision an Wahrscheinlichkeit gewannen.

So wurde Bezug zu einem Britenkönig Lucius genommen. Der soll Papst Eleutherius (175-189) um Missionierung gebeten haben, worauf dessen Missionare das erste Kloster von Glastonbury gegründet hätten [A. 26]. Damit noch nicht zufrieden, griff Frechulf von Lisieux übers 2. Jh. bis ins 1. Jh. zurück. Nun sollte der Apostel Philippus nicht nur Gallien missioniert, sondern womöglich auch England erreicht haben [A. 26, 28]. Das herkömmliche Christianisierungsdatum der Angelsachsen störte die Fabulierlust nicht – im Auftrag von Papst Gregor I. soll auch nach heutiger Lehrmeinung der Missionar Augustinus vor 600 nach England aufgebrochen sein.

William von Malmesbury griff aber rasch weiter zurück und hinauf. Er stilisierte eine alte, noch stehende Holzkirche zum ältesten Kirchenbau Englands hoch, zur “vetusta ecclesia”. Geweiht worden sein sollte sie vor 589 durch den Erzbischof und sieben Bischöfe, obendrein aber durch Christus selbst [A. 28] – derselbe Topos wie in Saint-Denis und neuer Affront gegenüber Westminster. Bald sollte die Holzhütte noch viel älter sein: Da angeblich bereits im 4. Jh. restauriert, konnte sie im Prinzip aus grauer, wenn nicht sogar frühestchristlicher Vorzeit stammen [A. 29]. Gegen sonstige Gepflogenheiten sei das Holzkirchlein nicht abgerissen worden, als im 7./8. Jh. die erste Steinkirche entstanden wäre. Es sei vielmehr gepflegt und restauriert worden, bekam im 10./11. Jh. sogar Stiftungen, bis es im späten 12. Jh. mitsamt der Kirche abbrannte [A. 30].

Wir halten inne, um uns Glastonburys Architektur zu vergegenwärtigen (Stephan Albrecht muss hier ihre schlechte Erforschung bemängeln, bleibt ihm doch primär der Rückgriff auf ein Werk von Robert Willis, das bereits 1866 veröffentlicht worden ist [A. 44]):

  • Holzkirche aus der ersten Hälfte des 6. oder 7. oder einem noch viel früheren Jahrhunderts, 1184 abgebrannt, keinerlei Spuren erhalten [A. 34].
  • Sog. Pyramiden, vermutlich erhöhte Steinkreuze mit Abtsnamen. Deren Lebensdaten weisen auf eine Entstehung im 7. Jh. hin [A. 38 ff.].
  • Hypogaeum für Grab, zeitlich vor der Steinkirche.
  • Erste Steinkirche um 750; Boden in opus signinum [A. 35]; auch in der Zeit von König Ine (688-726) gesehen.
  • Diese Kirche wird mehrfach erweitert [A. 36], wesentlich erst unter Dunstan, also um 950; damals Hypogaeum durch Turm ersetzt.
  • Der Normannenabt Thurstan (1079-1100) beginnt eine große Kirche mit dreischiffigem Chor, die zunächst unvollständig bleibt [A. 36].
  • Weiterbau unter Abt Herluin, beendet unter Abt Heinrich v. Blois [A. 37].
  • Nach dem Brand von 1184 gotischer Kirchenneubau und Nachbau der Vetusta (Marienkapelle).
  • Im Spätmittelalter (um 1500) wird in die Vetusta eine Krypta (Josefskapelle) eingebaut ! [A. 34]
  • Nach 1539 die Zerstörung der Abtei Glastonbury [A. 43].

Wir bleiben zunächst im späten 12. Jh. Durch den Brand von 1184 waren nicht nur romanische Kirche und vetusta ecclesia verloren, sondern auch Kirchenschatz und Reliquien. Deshalb wurden Kirche und Vetusta neu gebaut, begleitet von Interpolationen in der William-Chronik [A. 43], durch die fingierte Gegenstände aufgewertet wurden.

“Den alten oder vermeintlich alten, in Wirklichkeit aber gefälschten Gegenständen kam die Beweisfunktion zu, während die gefälschten Schriften zugleich nahelegten, wie der Befund zu interpretieren sei: eine neue Marienkapelle erinnerte an die vetusta ecclesia, eine gefälschte, angeblich von Patrick ausgestellte Urkunde sollte das Alter der Kirche nachweisen. Ein in der Chronik beschriebener, gefälschter Schrein des Dunstan mit Initialen und Bildnis sollte den Besitz der Reliquien dokumentieren”. [A. 43]

Hier findet das Zusammenspiel simultan statt, das in St-Denis so sauber um 300 Jahre getrennt zwischen den Äbten Hilduin und Suger (s.o.) abgelaufen sein soll.

Wells

Glastonburys Kirchenneubau erfolgte in direkter Konkurrenz zu dem 1174 begonnenen Bau von Wells, der in nur 15 km Entfernung entstand. Menschlich verständlich, dass der “Nachfolgebau” in allem ein wenig größer und besser werden sollte [A. 70, 85]. Dabei entstand auch in Wells eigentlich keine Kathedrale, sprich keine Bischofskirche. Denn Wells war zwar 909 als Bistum gegründet, doch 1090 ins 30 km entfernte Bath verlegt worden [A. 85]. Nun sollte ein kathedralgroßer Bau für das Kanonikerstift die neuerliche Erhebung zum Bistum vorwegnehmen und animieren. Antizipierendes Bauen ist genau so in Magdeburg oder Bamberg versucht worden, sogar erfolgreich.

Auch in Wells koordinierte man Bau- mit Schreibtätigkeiten. Zur Architektur trat die Historiola betitelte Chronik. Sie stellte dem gläubigen Volk eine überaus lange Bischofssukzession vom legendären Daniel (6. Jh.) bis 1060 vor. Dies erinnert daran, wie Carlrichard Brühl bei seiner Suche nach Kontinuität von der Antike zum Hohen Mittelalter die Bischofslisten der untersuchten Städte abqualifizierte [z.B. Brühl I:185, II:121, 139]. Listen von Bischöfen sind noch leichter zu fälschen als die von Päpsten oder Regenten.

Die Historiola wurde ab 1206 durch einen amtsgenealogischen Zyklus von sieben Bischofsgräbern im Chor “hinterfüttert”, deren Namensgebungen denen in der Chronik entsprachen. Es handelte sich um eine retrospektive Grablege, kombiniert aus Bischofsbildnissen und Reliquien. Bei den Skulpturen wurden trotz gleichzeitiger Erstellung nicht nur stilistische Unterschiede betont, sondern auch darstellungsmäßige: Nicht jede Figur stand unter einem Baldachin und auf einem Supedaneum, zwei wurden mit Stola und den niedrigen Mitren angelsächsischer Zeit dargestellt – also ein weiterer Versuch, Alter und Anciennität vorzutäuschen [A. 87]. Vorbild dürfte das nach dem Brand in Glastonbury 1184 wiederentdeckte Dunstan-Grab gewesen sein [ebd.], bei dem es überraschen würde, so es tatsächlich aus dem 10. Jh. und nicht von 1184 stammen würde, erzeugt aus ganz ähnlichen Beweggründen.

Die Steinsarkophage mit ihren Bischofsbildnissen enthielten Eichenkisten mit Knochen und Namensschildern des 12. Jhs. Allerdings scheint das hohe und späte Mittelalter der Zuordnung von Person und Grab keine große Bedeutung zugemessen zu haben, fanden sich doch in den sieben Holzkisten die durcheinander geworfenen Knochen von mindestens zehn Menschen, die zum Teil für Reliquienschauen präpariert worden waren, ohne dass die Bischöfe jemals heilig gesprochen worden wären [A. 87].
Es gab in Wells auch eine Entsprechung zu Glastonburys Vetusta. Im Kreuzgang stand ein spätantikes Mausoleum, das gemäß der Klostertradition spätestens 850 in eine Marienkapelle umgewandelt worden ist; diese wurde entgegen anfänglicher Pläne erhalten, obwohl sie 1196 sogar den Bau des Kapitelhauses beeinträchtigte [A. 89].
So lässt sich zu Wells sagen: Grablege, Historiola und Marienkapelle bildeten eine gewonnene und stolz zur Schau gestellte Vergangenheit [A. 90]. Wie stellte sich Glastonbury dieser Herausforderung?

Querhaus
Glastonbury: nördliches Querhaus mit dem spektakulär frei geführten Riesenmaßwerk zur Stützung der Vierung (in Wells erhalten) [Albrecht 46].
Marienkapelle

Glastonbury: die zeitgleich erbaute pseudoromanische Marienkapelle [A. 75]

Glastonbury und Wells

Die Bauherren von Glastonbury entschieden sich dafür, nicht nur eine langgestreckte Kirche zu bauen, sondern in ihrer Verlängerung auch die Vetusta als Marienkapelle neu aufzuführen – neu, doch auf alt gebaut ! Diese schnell errichtete und 1186 geweihte Kapelle wurde mit Ornamenten ausgestattet, deren Vorbilder bis zu 100 Jahren alt waren! Dagegen orientierten sich die Pläne für die zeitgleich hochgezogene Kirche am Neubau von Wells, mit dem sie in der modernsten Gotik konkurrierte [A. 81 f.]. Berühmt sind die überdimensionierten spitzbogigen Verspannungen der Wellser Vierung. Alte Stiche zeigen dasselbe Architekturteil in Glastonbury. Während hier gotische Kühnheit eskalierte – ging es doch um die Sicherung des jeweiligen Vierungsturms –, entstand zeitgleich in unmittelbarer Nachbarschaft eine auf romanisch gemachte Architekturkopie der Vetusta [A. 83].

Glastonbury wollte auf Augenhöhe mit Wells bleiben. So entstand auch hier eine Grablege, wobei die Reliquien von Indract, Gildas und Patrick in neue Schreine umgebettet wurden [A. 91]. Und es wurden auch hier neuerlich die Schreiber aktiv. Zum einen ergänzten die Mönche William von Malmesburys Chronik De antiquitate Glastoniensis um aktuelle Augenzeugenberichte von archäologischen Funden, zum anderen verfasste Adam of Domerhams eine neue Chronik.

Nun gewann die Fiktion hl. Patrick an Faktizität. In Williams Bericht rückte eine vermutlich frei erfundene Urkunde des hl. Patrick von 430 ein. Diese Fälschung nahm Bezug auf eine damals vorhandene Klostergemeinschaft und auf noch viel älteres Wissen: Die erste Kirche sollte durch Jünger der Apostel Philippus und Jakobus bereits im Jahre 166 erbaut worden sein [A. 92, 103], womit der wahrscheinliche Gründerabt Dunstan um rund 800 Jahre überboten war. Weil dazu Personennamen von den so genannten Pyramiden übernommen wurden, konnten diese nun als Gründerdenkmale gelten. Zugleich wurde die Bestattung Patricks in der Kirche und damit Reliquienbesitz manifestiert. Interpoliert wurde auch der Besitz von Dunstan, der 1012 von Canterbury überführt worden sein soll [A. 93]. Die Vorsehung wollte es wohl, dass seine Reliquien in den Trümmern der 1184 abgebrannten Kirche gefunden wurden, sogar ein von ihm selbst hergestellter Ring. Die Spur dieser Reliquien verliert sich rasch; sie waren wohl nicht gut genug gemacht.

Auch in mancher Phantomzeitbeschreibung schlägt die Gegenwart der Fälscher durch: So hätte Eddius Stephanus einen Bau des 7. Jhs. im 8. Jh. so beschrieben, als hätte er einen Bau des 12. Jhs. vor sich [A. 231], so sprechen die Heiligenlegenden des 7. und 8. Jhs. von prachtvollen Gotteshäusern, während es kurz zuvor, im 6. Jh., noch um ärmliche Eremitagen ging [A. 231, 233]; doch die großen Gotteshäuser werden von den Bauhistorikern erst nach 1000 gefunden. Und in Winchester bezog man sich auf einen Vigilantius, der bis ca. 1950 als zuverlässig galt; er ist als fiktive Person erkannt, seine Schriften sind als spätmittelalterliche Fälschungen entlarvt [A. 232].

Glastonbury und King Arthur

Vermutlich war der hl. Patrick einfach nicht zu halten, weil eine Doppelbestattung nur schwer motivierbar ist und das irische Downpatrick zweifellos im Vorteil war. Statt hier ergebnislos zu insistieren, wurden “planmäßig” 1191 die Gebeine von König Artus und seiner Gattin Ginover entdeckt, in einer “gut inszenierten Wiederauffindung” [A. 93].

“Die Bergung der Gebeine war offensichtlich von längerer Hand vorbereitet, die Aktion wurde publikumswirksam in Szene gesetzt, und dank einer gut organisierten Propaganda fand die Nachricht von der Entdeckung des Artus schnell eine weitere Verbreitung. […] Vor der spektakulären Enthüllung der Gebeine hatten die Mönche das Bleikreuz in das Grab gelegt, das später eine eindeutige Identifizierung als Artus erlaubte. Möglicherweise hatte man sich dabei die Exhumierung des Dunstan in Canterbury im Jahre 1060 zum Vorbild genommen: Auch dessen Grab wurde durch eine “Pyramide” markiert, die Gebeine wurden in besonderer Tiefe gefunden und waren mit einer Bleitafel ausgestattet, die keinen Zweifel an der Identität zuließ” [A. 94].

Kreuz
Glastonbury: Zeichnung des wahrscheinlich 1191 auf alt gefälschten Bleikreuzes mit “ex Arturius” (heute verloren) [Albrecht 95]

Das Bleikreuz ging um 1600 verloren [A. 94], nachdem die Chronisten ausführlich darüber und über die zentrale Bedeutung des Kreuzes für die Klostergeschichte berichtet hatten. Die Forschung ist überzeugt, dass die Aufschrift von 1191 “in antiquarischer Weise” eine ältere Inschrift des 6. Jhs. nachahmte, also fälschte. “Solche Imitationen alter Schriften sind in England seit dem 10. Jahrhundert bekannt” [A. 94].

Wie darf man sich die “gut organisierte Propaganda” vorstellen? Die Abtei war durchaus rührig und ließ einen Giraldus Cambrensis 1193 und 1217 zwei widersprüchliche Fassungen der Entdeckung schreiben, die nicht erkennen lassen, ob er bei Auffindung der Artus-Gebeine eigentlich dabei war [A. 96]. Dazu verschickten und verteilten die Mönche eine Art Propagandazettel, um Pilger anzulocken. Für Artus wurde in der neuen Kirche sofort ein unübersehbares Grabmal aus schwarzem Marmor errichtet, das auf vier Löwen ruhte. König Eduard I. hat es 1278 persönlich legitimiert [A. 97].

Wie stand es damals um King Arthur oder König Artus? War er ein seit langem bekannter und legendenumwitterter König? Das lässt sich keineswegs behaupten: Zwar wird sein Name vermutlich vor 600 in der keltischen Literatur erwähnt (in Aneirins Gedicht Y Gododdin), doch dauert es bis in die Zeit um 1100, dass keltische Elemente, das Motiv der Tafelrunde, der Kampf mit den Römern, die Unsterblichkeit in Avalon samt Schwert Excalibur und Zauberer Merlin sich allmählich zu dieser einen, Artus benannten Figur verdichteten. Chronist Wilhelm von Malmesbury kannte allenfalls den Namen und wusste keineswegs, dass dieser König in Glastonbury begraben sei [A. 99].

Bekannt wurde Artus erst durch die Historia regum britanniae des Geoffrey von Monmouth, die 1138 vollendet worden ist [A. 98]. Nun brach das Artus-Fieber aus. Noch im 12. Jh. und um 1200 entstanden ausführliche Artus-Romane und Übersetzungen, verfasst von illustren Vertretern hochmittelalterlicher Literatur:

Robert Wace: Le roman de Brut (1155),
Chrestien de Troyes: Érec et Énide (1165/70), Yvain (Le chevalier au lion, 1180), Lancelot (Le chevalier de la charrete, 1180), Perceval (Li contes del Graal, 1181-90),
Marie de France: Lais (l1180),
Hartmann von Aue: Erec (1185), Iwein (1202),
Ulrich von Zatzikhofen: Lanzelet (1194),
Layamon: Brut (um 1200),
– : Perlesvaus (anonym, um 1200),
Gottfried von Straßburg: Tristan und Isolde (1200-10),
Helinandus Frigidimontis: Chronik (vor 1204),
– : Quête du saint Graal (anonym, 1215),
Wolfram von Eschenbach: Parzival (1200-10),
Titurel (1210-19),
Robert de Boron: Estoire del (Saint) Gral (ab 1215) [Wilpert].

“Mythentechnisch” konnte Glastonbury zu keinem günstigeren Zeitpunkt abbrennen, um mit ganz neuen Trumpfkarten das klerikale Machtspiel zu dominieren: mit einem Kirchenneubau, einer neualten Kapelle und einem legendären König der “Extraklasse”!
Obwohl damals die Gründung des Klosters bereits ins 2. Jh. zurückverlegt war und die Abtei die königlichen Gebeine Edgars wie der beiden Edmunds verwahrte, wurde nun Artus zum Klostergründer des 6. Jhs. hochstilisiert [A. 101]. Das erweckt den Anschein, als ob alle zuvor kolportierten Klostergründer – Philippus, Patrick, König Ine, König Edgar oder Dunstan – die konkurrierenden Kirchen und Klöster weder beeindruckten noch gar überzeugten. Tatsächlich blieben außerhalb Glastonbury die Kleriker bei einer Gründung durch Abt Dunstan um 950 [A. 103]. Und selbst König Artus scheint nicht unbezweifelt geblieben zu sein. So kam es zu jenem ultimativen Fälschungsakt, der weitreichende Folgen bis hin zum Jahrhundertbestseller eines Dan Brown haben sollte.

Glastonbury, Joseph von Arimathia und der Gral

1230 wird Wilhelm von Malmesburys Chronik erneut interpoliert. Nun stilisiert Adam of Domerham die Bibelgestalt Joseph von Arimathia zum Anführer der ersten 12 Missionare, womit die Klostergründung ins 1. Jh. fällt. Joseph soll mit Veronika, Lazarus und Maria Magdalena 48 in Frankreich missioniert haben, im Jahre 63 nach England gekommen und in Glastonbury gewesen sein, wo er eine erste Kirche baute. Damit beanspruchte diese Abtei, eine der ältesten Kirchen Europas zu sein.
Mit Joseph von Arimathia allein war es aber keineswegs getan. Damals lag die Zusammenführung von Joseph von Arimathia und dem Gral erst eine Generation zurück. Ende des 12. Jhs. schildert Robert de Borons Roman Joseph d’Arimathie die Reise Josephs mit der Gralsgesellschaft von Jerusalem nach Avaron, wie Avalon anfänglich genannt wurde [A. 103]. Chrestien de Troyes erwähnt Missionsversuche des Arimathiers in Britannien. Schließlich fixiert Robert de Boron in seiner Estoire del (Saint) Graal Josephs Rollen als Bekehrer des Philippus, als Apostel der Briten, Hüter des Grals und Begründer einer Gralshüterlinie von ihm bis King Arthur [A. 104; Gral 261].

Perlesvaus, ein anonymer Versroman stellt Ende des 12. Jhs. die Verbindung zwischen Gral und Tempelrittern her. Vor 1210 vollendet Wolfram von Eschenbach seinen Parzival. Damit sind die Komponenten der Legende – Christi Tod, der Wechsel nach Frankreich und England, der Gral und die Tempelritter òó so kompakt zusammengefügt und in sich gefestigt wie nur möglich. Und der Gral ist gewissermaßen “christianisiert” [Gral 261].

Es gibt noch eine weitere Stärkung und Steigerung. 1340 hebt die Klosterchronik des John of Glastonbury Joseph von Arimathia als Gründer und Patron von Glastonbury hervor und behauptet auch die Grablege dieses Gründers. Damals sucht Eduard III. einen Patron für ein vom Papst unabhängigem Christentum [A. 105].

1409 wird Josephs Missionierungsreise sogar auf die Zeit unmittelbar nach der Passion vorverlegt, womit selbst Frankreichs Dionysius und das christliche Rom überboten werden [A.105].

Verständlicherweise wollte Glastonbury Joseph von Arimathias Aufstieg zum Lokalpatron und zum Nationalheiligen so laut wie möglich verkünden. So wurde unter Abt John Chinnock (1375-1420) vor der Marienkapelle eine entsprechende Messingplatte aufgestellt, deren Text aus dem 6. Jh. stammen sollte und deswegen in einer Schrift mit lombardischen Unzialen und gotischen Minuskeln ausgeführt war [A. 106]. Hier wurde also paläographisch gefälscht.

Und es gab noch eine letzte Steigerung für die Marienkapelle, also für die Pseudo-Vetusta. Zwischen 1480 und 1510 wurde ihr eine spätgotische Krypta “unterschoben” [A. 112], was bautechnisch nicht leicht zu bewerkstelligen war. Ihre Ausgestaltung schlägt eine wohlbedachte Brücke über die Zeiten, korrespondieren doch ihre Profile im Ostteil mit denen der Kapelle aus dem damals imaginierten 11. Jh., während sie nach Westen zunehmend der Zeitmode entsprechen. Diese eigenwillige Gestaltung sollte die Krypta und ihren Ostteil als Grablege für Joseph von Arimathia plausibel machen [A. 114].

Dementsprechend wurde die Kapelle jetzt gerne als Josephskapelle bezeichnet. Beim Einbau der Krypta wurde ein uraltes Brunnenheiligtum, vielleicht der Nukleus der gesamten Anlage, einbezogen und neu gestaltet [A. 119].

Auch architekturmäßig wurde die Kirchenanlage weiter ausgestattet. Stand am einen Ende der langgezogenen Achse die Marien- bzw. Josephskapelle, so wurde am anderen Ende, am Kirchenchor noch eine Edgarkapelle für den königlichen Wiedergründer und Reformator angebaut; die längste Kirchenanlage Englands war entstanden. Doch hier kam einmal mehr Hybris zum Fall: Heinrich VIII. ließ die religiöse Gemeinschaft auflösen und das Kloster als Steinbruch nutzen [A. 121].

Gründer und Patrone von Glastonbury

Abt Dunstan, 940-956 König Edgar, 957-975
König Ine, 688-726
Hl. Patrick, 389-461
Papst Eleutherius, 175-189 König Lucius
Apostel Philippus, 1. Jh.
Joseph v. Arimathia, 1. Jh.
gegen 60
gegen 37
(Christus als Kirchenweiher).

Spätfolgen

Bei Joseph von Arimathia hakten Michael Baigent, Richard Leigh und Henry Lincoln 1982 ein. Ihr Bestseller Der heilige Gral und seine Erben [= Gral] erregte in Großbritannien, Frankreich und Deutschland [1984] gleichermaßen Aufsehen – und wurde nicht zuletzt bei unserem Jahrestreffen 1985 in Bonn hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Es ging um eine Blutsbrücke von Palästina über Frankreich und über den Kanal:

“Frühkirchlichen Autoren zufolge wurden Lazarus, Maria Magdalena, Martha, Joseph von Arimathia und mehrere andere mit dem Schiff in die Nähe von Marseille gebracht. Von dort aus soll Joseph nach England weitergereist sein, wo er in Glastonbury eine Kirche errichtete, während Lazarus und Maria Magdalena in Gallien blieben. Der Überlieferung zufolge starb Maria Magdalena in einer Grotte bei Aix-en-Provence, die seitdem Sainte-Baume genannt wird, und Lazarus in Marseille, nachdem er dort die erste Diözese begründet hatte” [Gral 310 f.].

Die drei Autoren schlossen nun aus spärlichen Angaben in den Evangelien souverän, dass Maria Magdalena und Maria von Bethanien ein und dieselbe Person seien, nämlich die Gattin Jesu! So wäre Lazarus Jesu Schwager und gleichzeitig der Lieblingsjünger [Gral 305]. Jesus wurde als Priesterkönig gesehen, der tatsächlich für die römische Macht eine Gefahr darstellte; doch die Kreuzigung habe er überlebt, wobei Pontius Pilatus eine spezielle Abmachung mit Joseph von Arimathia getroffen habe. Dieser wurde nach hoch-, vor allem spätmittelalterlichen Überlieferung als Hüter des Grals gesehen, als Verwandter Jesu. Die tolle Geschichte geht weiter: Jesus war verheiratet und hatte leibliche Kinder, die mit Magdalena, Lazarus und Joseph von Arimathia Frankreich erreichen. Ihre Nachkommen besteigen als Merowinger den fränkischen Thron.

Gestreift werden in dem faszinierenden – also ebenso anziehenden wie abstoßenden – Buch beiläufig Zeloten und Essener, Manichäer und Arianer, Verbindungen zwischen salischem Gesetz und jüdischen Gesetzestexten, Kreuzritter mitsamt Gottfried von Bouillon als Erben der jüdischen Merowingerdynastie; die Karolinger als Merowinger- und damit Jesusfeinde, Templer, Katharer, Rosenkreuzer und Freimaurer, die Protokolle der Weisen von Zion; es werden die Orte Rennes-le-Château und die Großmeister eines Geheimordens der Prieuré de Sion ins Spiel gebracht, zu denen insbesondere Leonardo da Vinci und Isaac Newton, aber auch Victor Hugo und Jean Cocteau gehört haben sollen [Gral 383]. Am tollsten war wohl der Hinweis, dass das nicht ausgestorbene Geschlecht der Merowinger heute wieder Anspruch auf sein rechtmäßiges Erbe erhebe [Gral 88]. 1981 sei Pierre Plantard de Saint-Clair Großmeister geworden, der für den französischen, wenn nicht gar den europäischen Thron bereitstünde. Mittlerweile gilt dieser anno 2000 gestorbene Adlige als Fälscher in eigener Sache [wikipedia], was aber der Suche nach der Prieuré de Sion keinen Abbruch zu tun scheint.

Dan Brown erweiterte für seinen ganz Baigent und Leigh verpflichteten Weltbestseller Sakrileg · The Da Vinci Code die wilde story noch um das 1928 gegründete Opus Dei, nachdem Papst Johannes Paul II. ihren 1975 gestorbenen Gründer Josemaría Escrivá 1992 selig und 2002 heilig gesprochen hatte. So führt die Suche nach Klarheit in mittelalterlichen Kirchen und Strukturen unversehens in die Gegenwart und in die hohe Politik. Damals wie heute ging und geht es um Fälschungen und Fiktionen.
Da es uns hier vorrangig ums mittelalterliche Fälschen geht, halten wir fest: Es wurden Chroniken erfunden, flankiert durch gefälschte Urkunden und Propagandaschriften, bei denen sowohl philologische wie paläographische Erwägungen Eingang gefunden haben. Es wurde neben modernster Architektur auf alt gemachte Architektur gebaut, auf alt gemachte Ornamente gefertigt und alte Spolien um neue Kopien derselben ergänzt. Die gesamte Inszenierung – denn um eine solche handelt es sich tatsächlich – bekam dann möglichst alte Wurzeln, wobei nur wenig fehlte, dass sich die durchwegs christlichen Urheber in vorchristliche Bereiche vorgewagt hätten.

“Beide Abteien begründeten damit zugleich erfolgreich ihren politischen Anspruch auf eine nationale Vorrangstellung. Sogar auf internationaler Ebene drückte sich die Konkurrenz der Institutionen und später auch der Nationen in dem direkten Vergleich der Patrone aus.” [A. 187]

Damit ist einmal mehr klargestellt, in welchem Umfang, mit welchem Aufwand und für welche Zwecke im Mittelalter gefälscht worden ist. Das ging von lokalen Anlässen über Pilgeranreize bis hin zur nationalen wie internationalen Bedeutung von Klöstern und Bistümern. Und es hat sich einmal mehr gezeigt: Das Mittelalter – die Beispiele beziehen sich auf die Zeit von 1100 bis 1500 – ist beim Fälschen kaum zu überschätzen.

Literatur

Albrecht, Stephan (2003): Die Inszenierung der Vergangenheit im Mittelalter. Die Klöster von Glastonbury und Saint-Denis; Berlin
Althoff, Gerd (1997): Kann man eine Hochkultur erfinden?; als Stellungnahme zu H. Illigs Anfrage: Enthält das frühe Mittelalter erfundene Zeit? in: Ethik und Sozialwissenschaften. Streitforum für Erwägungskultur 8 (4) 483 f.
Anwander, Gerhard (2003): Wibald von Stablo – Constantin Faußner. Mutiger Forscher entlarvt genialen Fälscher; in: Zeitensprünge 15 (3) 518-524
Beutler, Christian (1964): Bildwerke zwischen Antike und Mittelalter. Unbekannte Skulpturen aus der Zeit Karls d. Gr.; Düsseldorf
– (2000): Robuster Geist der Frühzeit. Eine karolingische Psalmenhandschrift stützt die frühe Datierung des “Udenheimer Kruzifixes” aus dem Mainzer Dom; in: FAZ, vom 10. 4. 2000
Brown, Dan (12004): Sakrileg. The Da Vinci Code. Thriller; Bergisch Gladbach (12003: engl. The Da Vinci Code)
Brühl, Carlrichard (1975/1990): Palatium und Civitas. Studien zur Profantopographie spätantiker Civitates vom 3. bis zum 13. Jahrhundert. Band I: Gallien. Band II: Germanien; Köln · Wien
Gral = Lincoln, Henry / Baigent, Michael / Leigh, Richard (1984): Der heilige Gral und seine Erben. Ursprung und Gegenwart eines geheimen Ordens. Sein Wissen und seine Macht; Bergisch Gladbach (engl. 1982: The Holy Blood and the Holy Grail; London)
Illig, Heribert (1996): Das erfundene Mittelalter; Düsseldorf
– (1997): Prähistorisch-christliche “Netzwerke”. Kultkontinuität in Europa; in Zeitensprünge 9 (1) 38-49
– (1999): Paderborns prachtvolle Phantomzeit. Ein Rundgang durch die Karolinger-Ausstellungen; in: Zeitensprünge 11 (3) 403-438
– (2000): Siedlungsarchäologie und chronikale Schwächen. Zur laufenden Phantomzeit-Debatte; in: Zeitensprünge 12 (2) 281-295
Kaminski, Heinz (1995): Sternenstrassen der Vorzeit. Von Stonehenge nach Atlantis; München
Meulen, Jan van der (1997): Die Grabeskultstätte Saint-Denis; als Stellungnahme zu H. Illigs Anfrage: Enthält das frühe Mittelalter erfundene Zeit? in: Ethik und Sozialwissenschaften. Streitforum für Erwägungskultur 8 (4) 493-506
Müller, Anne (2006): Klostermythen “Made in England”;
http://www.ku-eichstätt.de/Forschung/News/ZZhtbiSgIkZ9ze/ vom 24. 5.
Späth, Markus (2004): H-Net Reviews: Stephan Albrecht. Die Inszenierung der Vergangenheit im Mittelalter
http://www.h-net.msu.edu/reviews/showrev.cgi?path=102851093973582
Thurau, Martin (2006): Die gefälschte Kirche – ein Sakrileg; in: SZ, vom 24. 5.
Wilpert, Gero von (Hg., 1968): Lexikon der Weltliteratur. Bd. 2: Hauptwerke
der Weltliteratur; Stuttgart