Der in ZS 2/2008 erschienene Artikel Arius und Ali. Über die iranischen Wurzeln des Christentums und die christlichen Wurzeln des Islam ist jetzt online nachzulesen: Hermann Detering hat ihn auf seiner Webseite (www.radikalkritik.de) veröffentlicht.
Dort gibt es auch Wichtiges von und über Muhammad Kalisch: jenen Münsteraner Islamwissenschaftler, dessen Zweifel an der historischen Realexistenz Mohammeds zu Zerwürfnissen mit dem Koordinationsrat der Muslime in Deutschland geführt hat.
Im Artikel Islamische Theologie ohne historischen Muhammad. Anmerkungen zu den Herausforderungen der historisch-kritischen Methode für das islamische Denken berichtet Kalisch Interessantes über die Frühgeschichte des Islam und insbesondere der Shi’a. Diese Informationen machen einerseits kleinere Korrekturen an der Darstellung in Arius und Ali notwendig, andererseits stützen sie die Hauptthese, dass „Arius“ ein haeresiologisches Konstrukt war um – auch – die Shi’a zu verketzern.
Kalisch zeigt nämlich, dass es eine frühislamische, shi’itische Gnosis gegeben hat, die später in Vergessenheit geraten ist. Damit aber rückt die Shi’a dem ursprünglichen Christentum näher, das auch in Kalisch’s Sicht Gnosis war (Kalisch beruft sich dabei auf den Theologen Hermann Raschke und dessen Buch Das Christusmysterium). Das macht die in Arius und Ali aufgestellte These plausibler, dass mit dem Begriff „Arianer“ sowohl die Shi’a als auch das gnostische Urchristentum verurteilt werden sollte.
An Kalisch’s Beitrag ist wohltuend, dass er nicht die realhistorische In-Frage-Stellung Muhammads als “Ziel an sich” betreibt, sondern es ihm um dessen völlig jenseits davon liegende spirituelle Bedeutung geht. Damit unterscheidet er sich ganz wesentlich von den Saarbrückern, einem Ibn Warraq und den Säkularisten des CSER.
(s. fantomzeit: “Regionen/ Bereiche – der frühe Islam – Materialien – zam 10.Sept. 08)
Was ist “das ursprüngliche Christentum” ?
meiner Ansicht nach kommt es aus zwei Wurzeln: der anikonischen hebräischen Tradition, die über das Alte Testament bzw. das vor-talmudische Judentum ins Judenchristentum übergeht,
und einer bildhaften, aus der Göttinnenreligion und den zugehörigen Mysterienkulten stammenden Tradition, die ins sogen. Heidenchristentum übergeht.
Zwischen beiden kommt es zu unterschiedlichen Verbindungen
Über die Herkunft der Gnosis muss man außerdem nachdenken im Zusammenhang mit avestischen, vedischen und hellenistischen Strömungen.
Dass die Shia starke gnostische Wurzeln hat, ist seit über hundert Jahren auch im Westen bekannt. Spannend kann jedoch für alle, die nicht arabisch lesen können, immer wieder sein, aus den nicht übersetzten Quellen etwas mehr zu erfahren.
Dass Kalischs Text die These von J.B. stütze, Arianer seien die Aliden oder umgekehrt, geht für mich daraus nicht hervor.
http://www.symbolforschung.de/media/Volltexte/Arianer.pdf