von Andreas Otte
Es ist schon vergleichsweise lange her, dass an dieser Stelle über das schwedische Dendrochronologie Projekt berichtet wurde. Das lag nun wahrlich nicht an mangelndem Fortschritt seitens des Projektes, daher ist es nunmehr dringend an der Zeit für ein kurzes Update und auch einen Blick zurück.
Das Projekt von Lars-Ake Larsson zur Prüfung der Frage, ob Heribert Illigs Theorie vom Erfundenen Mittelalter aus dendrochronologischer Sicht unsinnig oder doch zumindest auf dieser Basis vertretbar ist, begann bereits im Jahre 2002. Zweifel an der Funktionsfähigkeit der dendrochronologischen Methode insgesamt und/oder der 14C Methode sollen für die folgende Ergebnisdarstellung ausgeblendet werden. Wer mittels Dendrochronologie und/oder 14C gegen die Theorie vom Erfundenen Mittelalter argumentiert, wird sich jedoch mit den folgenden Ergebnissen auseinandersetzen müssen.
Eine kurze Chronologie der Ergebnisse
Auf Basis der Hollstein-Daten konnte zunächst gezeigt werden, dass ein 142 Jahre langes Segment aus der merowingischen Zeit (401-543 n. Chr.) auch auf spät-weströmische Daten (bei AD 195 -336) mit hohen Korrelationswerten passte. Dieses Ergebnis wurde im August 2008 auf der Webseite des Projekts veröffentlicht und später bei einem Dendro-Treffen in Frankreich im Mai 2010 vorgestellt.
Ende April 2010 musste die Queens University Belfast (QUB) ihre dendrochronologischen Rohdaten der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Es handelte sich um ca. 9.500 unsynchronisierte Dateien, identifiziert durch Nummern und Ortsangaben. Die Synchronisierung zeigte, dass die irische Eichen-Chronologie in drei Segmente zerfällt: BelfastLong, LateBC und BelfastAD mit Lücken um 1 AD und um 948 BC.
Mit im Juni 2010 von der Universität Sheffield/English Heritage zur Verfügung gestellten englischen Dendro-Daten war es dann möglich, die Verknüpfung der beiden irischen Chronologie-Segmente um 1 AD herum nachzuvollziehen, allerdings nicht sonderlich überzeugend.
Die Kluft zwischen BelfastLong und LateBC wurde mit einer Mooreiche aus der englischen Chronologie überbrückt, die angeblich zeigen sollte, dass es eine echte Lücke von einem einzigen fehlenden Ring um 948 v. Chr. in den irischen Daten gab. Im Gegensatz hierzu zeigte die Untersuchung der Daten zunächst, dass die BelfastLong– und LateBC-Chronologien einander mit konventioneller Datierung um 110 Jahre überlappten, allerdings mit inakzeptabel niedrigen Korrelationswerten – obwohl es sich um Proben aus dem gleichen Moor handelte. Verursacht wurde die Überlappung durch einen neuen Stamm, der in den QUB-Daten vor 2009 noch nicht enthalten war.
Die weitere Untersuchung zeigte dann, dass die “ein Jahr Lücke” bei 948 BC um möglicherweise mehr als 200 Jahre vergrößert werden muss. Diese Ergebnisse wurden auf der Webseite im Februar 2012 veröffentlicht und auch der Queens University Belfast vorgestellt, die anschließend um die Veröffentlichung der Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Zeitschrift gebeten hat. Ein diesbezüglicher Artikel befindet sich derzeit im Prüfungsprozess (Peer Review).
Ca. 200 Jahre um 948 BC in die Chronologie einzuschieben, würde entweder LateBC (mit der Anbindung an die römische Zeit) in Richtung unserer Zeit verschieben – was bedeutet, dass die römische Zeit relativ zu uns falsch datiert ist – oder würde die BelfastLong Chronologie in ältere Zeiten verschieben. Beide Alternativen scheinen mit Blick auf die 14C Eichkurve unmöglich zu sein – basierend auf genau den gleichen Dendro-Daten, in denen der Fehler gefunden wurde – soll doch die bisherige Synchronisierung bestens durch die 14C-Daten bestätigt werden. Das aber ist ein Zirkelschluss: Zunächst wurde auf Basis angeblich korrekt datierter Hölzer die Kalibrierungskurve erstellt; dann wurde die Kurve genutzt, um die überzeugende Übereinstimmung der bisherigen Dendro-Daten mit eben dieser Kalibrierungskurve zu zeigen.
Eine Kreuzdatierung dänischer Eichen-Daten mit skandinavischen Kiefer-Daten erbrachte im Februar 2013 interessante Korrelationsdaten, die den Versuch sinnvoll erscheinen ließen, die Eichendaten aus der römischen Zeit mit den skandinavischen Kieferdaten zu korrelieren. Diese Korrelation zeigt keine Spur der konventionellen Chronologie, dafür aber eine gute Korrelation basierend auf einer Verschiebung um 218 Jahre.
Wahrhaft interessante und brisante Ergebnisse. Man darf gespannt sein, ob der geplante Beitrag tatsächlich in einer wissenschaftlichen Zeitschrift erscheint, wenn ja – in welcher Zeitschrift und natürlich mit welchen Kernaussagen.