Ein Fund von Werner Thiel
An der Universität Münster findet im ZfW (Zentrum für Wissenschaftstheorue) eine Ringvorlesung im Sommersemester 2010 statt mit dem Titel:
Fehler und Fälschung
Zu Phänomen und Funktion des Unwahren in den Wissenschaften
Eine Aufgabe von Wissenschaft besteht darin, wahre Aussagen hervorzubringen – so könnte man eine gängige Auffassung über die wesentliche Funktion der Wissenschaft in unserer Gesellschaft wiedergeben. Fehler und Fälschungen gelten dementsprechend als Versagen, Störung oder Täuschung. Dies lediglich zu konstatieren, würde dem Phänomen und der Funktion des Unwahren in den Wissenschaften jedoch nicht gerecht werden. Statt Fehler und Fälschung nur als das unerwünschte Andere von Wissenschaft zu begreifen, wird das Zentrum für Wissenschaftstheorie in dieser Ringvorlesung ihre produktiven Aspekte und Effekte beleuchten. Das untersuchte Spektrum reicht dabei von den unterschiedlichen Verfahren, aus Fehlern zu lernen (methodische Vermeidung oder Antizipation, Fehlertheorie), bis hin zu Strategien der bewussten Täuschung wie den sogennannten ›U-Booten‹ – also fingierten Fußnoten, Texten und Artefakten, mit denen die Aufmerksamkeit und Kompetenz der wissenschaftlichen Öffentlichkeit immer wieder getestet worden ist.
Kontakt:
Dimitri Liebsch
Nicola Mößner
Domplatz 23
48143 Münster
Telefon: +49-(0)251 / 83-2 44 76
E-Mail: zfw@uni-muenster.de
Ort und Zeit:
Dienstags, 18–20 Uhr, F 5 (Fürstenberghaus)
Termine:
18. 5. 2010
Prof. Dr. Gudrid Moortgat-Pick
(Hamburg / Theoretische Physik)
»Präzision in der Physik – Vermittler zwischen Dichtung und Wahrheit«
15. 6. 2010
Dr. Anne-Kathrin Reulecke
(Berlin / Germanistik)
»Fälschung am Ursprung der Paläontologie?
Johann Bartholomäus Beringers Lithographiae Wirceburgensis (1726) und die Würzburger Lügensteine aus kulturwissenschaftlicher Perspektive«
29. 6. 2010
Prof. Dr. Andreas Müller
(Koblenz-Landau / Experimentalphysik)
»Aus Fehlern lernen – auch im naturwissenschaftlichen Unterricht: Von der Wissenschaftsgeschichte über die Denkpsychologie bis zur Unterrichtsgestaltung«
13. 7. 2010
Prof. Dr. Thomas Terberger
(Greifswald / Ur- und Frühgeschichte)
»Von der Messung zum Verfahren.
Anmerkungen zur Aura naturwissenschaftlicher Daten in der Archäologie«
Gerade der letzte Vortrag ist besonders interessant, war doch Thomas Terberger einer der Forscher (Hinweis von HI), die mit ihren C14-Nachuntersuchungen letztlich die “mentalen C14-Datierungen” eines Prof. Dr. Dr. Reiner Protsch von Zieten (Uni Frankfurt) ans Licht der Öffentlichkeit zerrten (Spiegel 2004).
Die bisherige wissenschaftliche Bewältigung dieses Skandals hat das Trauerspiel leider nur um einen weiteren Akt verlängert, velleicht bietet sich hier eine erneute Gelegenheit für den Beginn einer sauberen Aufarbeitung.