Aus dem Gebiet der Ägäis unvermittelt auftauchende Seevölker werden für den Untergang des Stadtstaates Ugarit im Norden Syriens verantwortlich gemacht, wie das ZDF am 13.1.08 in seiner Sendereihe Terra X berichtete.
Einem Keilschriftfragment zufolge war eine Sonnenfinsternis zuvor den Bewohnern von Ugarit als Zeichen drohenden Unheils erschienen.
Jene Sonnenfinsternis soll sich, nach Ansicht der Historiker, im Jahr 1192 v.Chr. ereignet haben (von anderen Forschern wurden auch die Jahre 1223 und 1375 v. Chr. genannt).
Wie die Rückrechnung zeigt, waren diese Sonnenfinsternisse in Ugarit jedoch nur als Teilverfinsterung zu sehen – oder die angenommene Verschiebung aufgrund der Verzögerung der Erdrotation (Delta T) weicht um ca. 15° bzw. rund eine Stunde vom wirklichen Wert ab.
Plausibler erscheint mir dagegen folgendes Szenario:
Nimmt man die Jahresschichten des GISP2 Eisbohrkernes als Bezug, so fand die gewaltigste Vulkaneruption jener Zeit um das Jahr 3030 BP statt (das entspricht 1080 v. Chr.). Die Eruption von Thera wird ebenfalls als Jahrtausenderuption angesehen (mit der Stärke 7 auf dem Volcanic Explosivity Index). Nach Korrektur der durch die fälschlich gezählten Jahrhunderte des Frühmittelalters bedingten Abweichung der IntCal-Kalibrierkurve, bestätigen die C14-Werte der auf Thera gefundenen Hölzer diese Datierung [ZS 3/07 S.760].
Wenig später (1068 v. Chr.) war in Ugarit eine totale Sonnenfinsternis zu sehen. Zu dieser Finsternis kurz vor Sonnenuntergang passt auch der kryptische Keilschrifttext:
“…was put to shame the day of the new moon of Hiyyaru entering in of the sun gatekeeper of her Rashap [Flamme?].”
Damit ergibt sich erstmals ein stimmiges Bild: Aufgrund der Thera-Eruption waren Kreta und die ägäische Inselwelt verwüstet, sodass die Überlebenden gezwungen waren, sich einen neuen Siedlungsraum zu erobern.
Offenbar war im Hethiterreich kurz zuvor eine Hungersnot ausgebrochen. Sie könnte die Widerstandsfähigkeit des Hethiterreichs geschwächt haben. Einem Schreiben in Ugarit, das unmittelbar vor der Zerstörung der Stadt … verfasst wurde, ist zu entnehmen, dass Zypern (bzw. Alašija) von einer fremden Flotte angegriffen worden war und auch die syrische Küste massiv bedroht wurde. [wikipedia]
zur Sendung “Die Seevölker”
Einiges ist in den Zeitensprüngen aber auch bei ägyptischer Chronologie zum Thema schon vorgebracht worden. Die minoische Kultur – so die Lehrbuchwissenschaft – wurde durch Thera/Santorin zerstört. hek sieht einen zeitlichen Zusammenhang mit der Sulfatablagerung um -1080. Das Problem Seevölker wird aber mit Ramses III. und nicht mit Mykene verknüpft. Dieser regiert nach Heinsonhn u. Illig im -1.Jht sowie auch kürzlich Weissgerber konkret in Zeitensprünge 2/2007 bei -510 statt ca. -1200 – also relativ weit nach der vermuteten Vulkankatastrophe. Zur Verwechslung der Seevölker mit Indoariern auf ihrer Wanderung und den griechisch/italienischen Truppen bei ägyptischen Feldzügen kommt es durch die Lehrbuchwissenschaft wegen deren Chronologiesicht. Z.Thema. siehe auch Velikowsky, “Die Seevölker”, Illig, “Variationen über PLST” VFG 3/4-91
Richtig – die zeitliche Übereinstimmung der Eruption von Thera mit der Sofi beim Untergang von Ugarit verträgt sich nicht mit den ‘Seevölkern’ des Ramses III.
Berücksichtigt man die erwähnte Chronologiekürzung, dann könnte das Ende von Ugarit in die ‘2. Zwischenzeit’ fallen, die konventionell auf 1650 – 1550 v. Chr datiert wird. Die Verwüstung des östlichen Mittelmeerraumes durch die Eruption würde den Zusammenbruch der Herrschaft in Ägypten ebenso erklären wie auch das plötzliche Auftauchen der offenbar gut organisierten und ausgerüsteten Seevölker, dh. der Überlebenden des Reiches von Knossos. In dieser Zeit wanderten neben den Hyksos auch ‘Hurriter’ (die vertriebenen Hethiter?) aus Nordsyrien nach Ägypten ein [Wikipedia].
Ich halte es hier mit Heinsohn u. Illig, die ohne Zwischenzeiten auskommen. Die Alte Ego der Großreichshethiter sind die chaldäischen (neubabylonischen) Großkönige. Bei Nebukadnezar landen wir dann bei -562 konventionell.Die Hurriter werden von Heinsohn mit den Urartäern identifiziert.
Es ist außerdem fraglich, ob der Ausbruch Thera/Santorin überhaupt – und insbesondere für Kreta – die postulierten gewaltigen Folgen hatte: Der Niederschlag des vulk. Auswurfs erfolgte lt. geol. Fundlage in nördl. Richtung, im wesentlichen über dem Meer u. den ägäischen Inseln, Kreta z.B. war höchstens im unmittelbaren Küstenbereich durch Tsunamis betroffen. In Konkurrenz zum Santorin steht übrigens der isländische Hekla, der viel länger und intensiver um (trad.) 1600 v.Ch. sowie vor allem (trad.) 800 v. Ch.(!) – da mit mehreren km3 Auswurf u. Aschewolken nachweisbar bis Helsinki – aktiv gewesen sein soll u. daher nördliche Völker eher zur Wanderung veranlaßt haben könnte.