In der aktuellen Ausgabe der P.M. History (1/2008) schreibt Heribert Illig auf den Seiten 50-56 über die Fantomzeitthese. Ein Anhang (ebenfalls von H.I.) auf Seite 57 stellt die These in den größeren chronologiekritischen Zusammenhang (Ägypten, Velikovsky, …). Ein lesenswerter Einstiegsartikel, auch für Kenner der Theorie.
In diesem Artikel heißt es:
“… bislang hat sich an meinen Ideen nur wenig Änderungsbedarf ergeben.”
Das kommt natürlich darauf an, für wen der Autor hier spricht: er selbst mag diese Ideen für geprüft halten, aber es gibt doch eine Reihe von Leuten, die ziemlich dringenden Änderungsbedarf sehen.
Zwar möchten diese nicht Karl den Großen wiederbeleben, aber die Idee von den eingeschobenen 300 Jahren (“the big sleep”) erscheint ihnen wenig plausibel.
Der gemeinsame Nenner dieser Leute besteht in der Idee, die gesamte Geschichte vor einem Zeitpunkt “X” im 2. Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung wäre retrokalkuliert.
Wobei “X” vor 1582 liegt und nach 1000.
Zunächst einmal spricht der Autor des P.M.-Beitrags für seine Theorie und keine andere. Andere Leute mögen eigene Theorien haben, aber das ergibt zunächst einmal keinen Änderungsbedarf an dieser.
Uns auch, weshalb diese 3 Jahrhunderte ja auch im realen Geschichtsablauf gestrichen werden …
Man könnte sagen, der gemeinsame Nenner dieser Leute besteht auch darin, die archäologische Fundsituation im frühen Mittelalter zu missachten. Neben der traditionellen Forschung, die dieser Auslassung schuldig ist, müssen sich auch die “anderen” fragen lassen, warum die retrospektive Zuordnung von Dokumenten und erzählter Geschichte mit Bauten, Funden, Kunst, usw. ausgerechnet in diesen drei Jahrhunderten so gründlich daneben gegangen ist.
Es sei zu diesem Thema ein weiteres mal auf http://www.fantomzeit.de/?p=135 verwiesen.
“warum die retrospektive Zuordnung … ausgerechnet in diesen drei Jahrhunderten so gründlich daneben gegangen ist.”
Das ist nur eine Frage, wie die Optik eingestellt ist. Genauso gut kann gezeigt werden, dass 1000 Jahre und mehr fehlen – mit der Folge, dass man für die Zeitensprünge non grata wird.
Was ich hier eigentlich meinte, das ist, dass selbst wenn 1000 Jahre fehlen, mit diesen 300 Jahren etwas Besonderes vorliegt, weil die dann auf dem Papier erfolgte Zuordnung von Funden, Bauwerken, Schichten, usw. zu Zeiten für diesen Zeitraum im Vergleich nicht funktioniert hat. Das wäre in jedem Fall zu klären.
Ansonsten gilt, zumindest für mich:
Mir fehlt bei Topper, Gabowitsch, Fomenko, Pfister und Co. die sauber durchargumentierte, stimmige Archäologie. Zu einer Beispielkritik siehe, wie schon erwähnt, http://www.fantomzeit.de/?p=135.
Ich zumindest wäre da offener, wenn man sich dieser und ähnlicher Kritik tatsächlich mal annehmen würde (oder Ergebnisse hierzu zu Gehör bringen würde). Für mich wird da bisher ein wesentlicher Aspekt ignoriert.
Original Bericht:
“Hätte der Autor recht, müssten etwa 50 Heilige Väter aus dieser Liste gestrichen werden.”
Von 614 bis 911 etwa 60…
(Von 964 bis 1154 etwa 50)
Das unter http://www.fantomzeit.de/?p=135 beschriebene Problem mit dem “Westbau” von St. Georg in Köln ergibt sich nur, wenn man die Datierung “12. Jahrhundert” kritiklos anerkennt.
Der Bau kann genausogut zweihundert Jahr später eingeordnet werden.
Kommentar dazu von HI:
Ein Bau der Hochromanik kann nicht “genausogut” in die Zeit der Hochgotik eingeordnet werden (mögliche Ausnahmen bräuchten sehr gute Begründung). Wer ihn trotzdem 200 Jahre später einordnen will, muss die Reihung von Romanik, Gotik, Renaissance vollständig neu zusammenstellen, d.h. nicht nur die Bauevolution von vielleicht 10.000 europäische Bauten verändern, sondern auch ihre Zeitbezüge (Archivmaterial, Inschriften etc.).
Dieses ‘Netz’ aus materiellen Zeugnissen und zeitgenössischen Informationen ist spätestens ab 1050 so dicht geknüpft, dass es nur durch völlige Beliebigkeit ersetzt werden kann. Wir kennen einschlägige Versuche, doch werden dabei aus Chronologiekritikern Geschichtsdemiurgen.