Ein Karolingisierer schlägt zu
Thomas Ristow machte gestern auf diesen Zeitungsbericht aufmerksam. Bei Hohenwarthe in der Nähe von Magdeburg sei endlich ein lange gesuchtes Kastell Karls des Großen entdeckt worden.
Was ist passiert? Es wurden einige Gräben gefunden. Der Ausgräber, Professor Joachim Henning vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität, ist sich sicher, dass es sich dabei um ein Kastell handelt. Warum ist nicht ganz klar. Es könnte daran liegen, dass ein Kastell gefunden werden musste:
Schließlich wird in der Chronik von Moissac ein castellum contra Magadaburg erwähnt. Karl hat es angeblich in Auftrag gegeben: Hier ist das alles auf deutsch und im lateinischen Original nachzulesen.
Die älteste Abschrift der Chronik stammt aus dem 11. Jahrhundert (ebd.). Wie diese Seite weiß, geht sie “auf ein karolingisches Annalenwerk zurück, das zur Zeit Benedikts in Aniane entstanden ist. Zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert wurde es vom Nachbarkloster Gellone aus mehrfach rezipiert, nachdem es bereits vor 1000 in Aniane zur Grundlage einer Historia Karls des Großen geworden war.”
Wir werden uns das alles in der nächsten Zeit genauer anzuschauen haben, aber schon jetzt fallen Widersprüche in den Pressemitteilungen auf. So erklärte Henning gegenüber der “Magdeburger Volksstimme”, dass die “in einer Tiefe von zweieinhalb bis drei Metern auf dem Weinberg entdeckten Grabengänge dem karolingischen Typ von Befestigungsanlagen entsprechen” (geschichtspuls.de). Andererseits sagte derselbe Professor der Frankfurter Rundschau: “Die Anlage ist von ihrer Bauart her weitgehend unbekannt.” Die Befestigungsringe um eine Anhöhe hätten auch aus der Jungsteinzeit stammen können.
Und was ist davon zu halten, dass Karl das Kastell gegenüber einer Stadt in Auftrag gab, die zu seiner Zeit unbewohnt war? “Die archäologischen Funde aus dieser Zeit sind dünn. Die Historikerin Jutta Gladen stellt sogar die ständige Besiedlung des Ortes im 9. Jahrhundert in Frage”, heißt es hier über das karolingische Magdeburg.
So sind es wieder mal C14-Datierungen, die zu Hilfe kommen müssen. Wir wollen das hier nicht kommentieren, haben das schon oft genug getan. Abschließend eine weitere Feststellung des Ausgräbers, die zu denken gibt (zitiert aus der FR):
Das Magdeburger Castellum dagegen “muss man sich vorstellen wie ein Militärcamp”, sagt Henning – mit tiefen Gräben und angeschütteten Wällen. “Offensichtlich hat sich die Armee der Karolinger an den Praktiken der Römer orientiert.”
Unglaublich, wenn man sich anschaut welche Hinterlassenschaften die Römer so zahlreich auch hinter der Weser haben…
Exakt … gerade Magdeburg quillt über von sogenannten Spolien, die wahrscheinlich gar keine sind.
Aber die karolingische Befestigungsanlage fügt sich in der herrschenden Lehre nahtlos zu den karolingischen Spitzgräben neben dem Dom, die von römischen zwar nicht zu unterscheiden sind, solche jedoch nicht sein dürfen.
Vielleicht wurde auch etwas gefunden, einfach so, ohne dass man etwas finden musste, denn warum sollte man etwas finden müssen? Und warum dann genau etwas karolingisches?